Ich packe einen Koffer mit gespendeter Kinderkleidung
Ich packe einen Koffer mit gespendeter Kinderkleidung

Ich wollte schon immer mal im Ausland zur Uni gehen oder arbeiten. Aber als Studentin der Neueren deutschen Literatur war das nicht sinnvoll. Später, in der Festanstellung, hatte mir unsere Chefin einen Austausch mit einer Partnerredaktion in den USA ermöglicht – doch bevor der Flieger abhob, wurden wir alle entlassen. Und meine Bewerbungen um Journalistenstipendien waren wohl nicht gut genug, denn ich bekam nie eines. Von Voluntourismus, also der ehrenamtlichen Arbeit bei einem Projekt oder einer Organisation im Urlaub, hatte ich zwar schon gehört, doch als Freiberuflerin kam das für mich nicht in Frage: In der Regel muss man länger als vier Wochen vor Ort sein. Das bedeutet für mich jedoch mindestens vier Wochen Verdienstausfall bei erhöhten Lebenshaltungskosten – denn die monatliche Rate an die Bank muss natürlich genauso weitergezahlt werden wie die Krankenversicherung oder Steuern.

Ehrenamtliche Reporterin – warum nicht?

Einigermaßen hoffnungslos aber sehnsüchtig las ich so im August 2011 bei Facebook einen Blogeintrag von Allianz Wissen über dieses Thema – Elefantenpflege in Südafrika, ein archäologisches Projekt in Italien, Hausbau in Tansania. Nun ist Häuser bauen nicht mein Steckenpferd, aber auf der Seite der Organisation hinter diesem Projekt, Village Africa, stand, dass sie auch Freiwillige für kurze Einsätze von bis zu vier Wochen suchen. Und dort wiederum las ich, dass ein erfahrener Journalist gebraucht wird, der das Projekt in den Medien bekannter macht, und zusätzlich vielleicht Fotos und Videos für die Homepage machen kann.

Ich fragte meinen Mann, ob er mich vier Wochen entbehren könnte, er sagte:“Wenn Du wiederkommst!“, ich bewarb mich schriftlich, hatte dann ein Telefongespräch mit einer Dame in England. Dann musste ich eine Referenz in Deutschland benennen, die einige Fragen über mich beantworten würde. Mein ehemaliger Chef, mit dem ich heute befreundet bin, hat diesen Teil übernommen: Wie wird sie in einer sehr einfachen Umgebung ohne fließend Wasser und Strom zurechtkommen? In einem Entwicklungsland, wo im Notfall kein Krankenhaus in der Nähe ist? Seine Antworten waren wohl passend, denn ich bekam eine Zusage.

Ein Organisationsmarathon beginnt

Jetzt begann ein Organisationsmarathon: Impfungen auffrischen und ganz neue bekommen wie gegen Meningokokken, Auslandsreisekrankenversicherung abschließen, Flüge buchen, einige Brocken Kiswahili lernen, Anzahlung leisten, Passbilder machen, Formulare ausfüllen, Touristenvisum beantragen, das als Vorcheck gelten soll für die so genannte Volunteering Permit, also die Erlaubnis als Ehrenamtliche arbeiten zu dürfen. Bisher warte ich noch auf diese Erlaubnis, und langsam werde ich etwas nervös, denn mein Flieger soll am 11. April abheben. Das Büro, das meinen Aufenthalt von England aus organisiert, sagt aber, es sei alles ok und ich solle mir keine Sorgen machen. Die anderen Freiwilligen aus Australien, England und Belgien, die zeitgleich mit mir vor Ort sein werden, haben übrigens auch noch keine Volunteering Permit. Insofern besteht also weiterhin Hoffnung, dass alles gutgeht. Und darum planen wir einfach so weiter, als ob schon alles in trockenen Tüchern wäre.

Am 12. April werden alle Ehrenamtlichen in Daressalam, der größten tansanischen Stadt, in einer einfachen Pension am Strand angekommen sein. Von dort fahren wir zusammen am 14. April mit einem Bus sechs Stunden nach Tanga. Am 15. April steigen wir in einen Geländewagen, der uns in die Usambaraberge bringen wird. Dahin soll die Fahrt etwa zwei bis drei Stunden dauern. Danach müssen wir eine weitere Stunde zu Fuß gehen, denn Village Africa ist noch nicht ans Straßennetz angebunden. Ich gebe zu: Die Spannung auf das, was mich dort erwartet, wächst täglich. Aber auch die Vorfreude.

Wer die Reisevorbereitung und den Aufenthalt vor Ort im Netz begleiten möchte, kann hier mitlesen.

Der Artikel erschien zuerst und auf Englisch auf der Seite von Allianz Wissen. Die Seite gibt es nicht mehr.

Sinnvolle Auszeit: Als ehrenamtliche Reporterin in Tansania
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2 Kommentare zu „Sinnvolle Auszeit: Als ehrenamtliche Reporterin in Tansania

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