Hotelbau
Hotelbau der Hardenberg-Gruppe

Die Bevölkerungsprognose der Bertelsmann Stiftung für Niedersachsen ist nicht gerade rosig. Trotzdem oder gerade deshalb gibt es in dem Bundesland einige nennenswerte Initiativen gegen den Bevölkerungsschwund: In Ottenstein beispielsweise verschenkt man Grundstücke, und in Einbeck kaschiert eine Bürgerinitiative den Leerstand in der Innenstadt. In beiden Fällen ist jedoch auch die Politik gefordert, die Bürger bei ihrem Engagement zu unterstützen.

Neben den Bürgern machen sich auch Unternehmen für ihre Region stark: Während eines Bloggerwochenendes im Burghotel Hardenberg unterhielt ich mich mit Maja Gräfin von Hardenberg und Ina ten Doornkaat, die den Gräflichen Landsitz Hardenberg leitet, über den demographischen Wandel in Niedersachsen – und darüber, was das Unternehmen dagegen tut.

Gemeinsam gegen den Strukturwandel

Zusätzlich zum Burghotel haben Sie in Northeim ein Hotel gebaut, in Einbeck entsteht eines, in Göttingen ist ein drittes in Planung. Die Bevölkerungsprognosen sind zumindest für die beiden ersten Städte negativ, für Göttingen mehr oder weniger stagnierend. Warum bauen Sie dort trotzdem – und nicht in Berlin oder Hamburg?
Maja Gräfin von Hardenberg: Gerade weil die Prognosen negativ sind, ist es für uns noch wichtiger diese Regionen zu unterstützen. Mit den Hotels möchten wir die Menschen deutschlandweit dazu anregen, Südniedersachsen zu besuchen. Die mittelständischen Unternehmen in der Region um Göttingen, Einbeck und Northeim engagieren sich sehr stark, um Südniedersachsen auch in Zukunft attraktiv zu gestalten – sei es in Bezug auf die Arbeitsplätze oder im touristischen Bereich. Ein gutes Beispiel ist Karl-Heinz Rehkopf, der mit der Gründung der Kulturstiftung Kornhaus und dem Bau des PS.SPEICHERS in Einbeck eine neue Attraktion in die Stadt gebracht hat.
Ina ten Doornkaat: Mit dem PS.SPEICHER, der GENUSSWERKSTATT und dem Hotel FREIgeist Einbeck wurden in Einbeck übrigens rund 60 Arbeitsplätze geschaffen.

In Einbeck gibt es die Initiative Sch(l)aufenster gegen den Leerstand. In einem Ladenlokal hängt auch Ihre Werbung fürs neue Hotel: Warum? Ihre Zielgruppe kommt dort doch wahrscheinlich eher nicht vorbei?
Ina ten Doornkaat: Unsere Zielgruppe besteht nicht nur aus weit Gereisten. Uns ist es wichtig, auch die einheimische Bevölkerung anzusprechen und vor allem mit einzubinden. Wir profitieren davon, wenn die Einheimischen als Tagesausflügler mit ihren Gästen die KfZ-Ausstellung besichtigen, und anschließend in unserem Restaurant essen oder künftig die Hotel Bar aufsuchen. Außerdem werden die Einbecker durch die Plakatwerbung schon jetzt auf das neue Hotel aufmerksam und quartieren dort vielleicht bei ihrer nächsten Feier ihre Familie, Freunde oder Geschäftspartner ein. Vielleicht feiern sie auch direkt vor Ort. Natürlich generieren wir durch das Sch(l)aufenster auch Aufmerksamkeit bei den Leuten, die durch Einbeck fahren oder sich die Fachwerkstadt anschauen.

In Northeim und Einbeck besteht die Gefahr, dass Ihre Hotels zum Fremdkörper werden: Gäste fahren gezielt dorthin, essen in den zugehörigen Restaurants, gehen in den PS Speicher oder auf den Golfplatz – und sind wieder weg. Läden in der Innenstadt würden dementsprechend nicht vom Tourismus profitieren. Was tun sie, um Ihre Hotels gesellschaftlich zu integrieren?
Ina ten Doornkaat: Wir arbeiten bei Veranstaltungen mit ansässigen Unternehmen zusammen und verschaffen der Wirtschaft somit Aufträge. Beispielsweise engagieren wir bei Hochzeiten in unseren Hotels örtliche Floristen und unsere Wildschweinwurst wird vom Fleischer aus dem Ort hergestellt. Anderes Beispiel: Bei Veranstaltungen treten oft Künstler aus der Umgebung auf.

Wenn Sie sich mit den Bevölkerungsprognosen für Niedersachsen auseinandersetzen, was geht Ihnen da durch den Kopf?
Ina ten Doornkaat: Wir versuchen, diesen Prognosen entgegenzuwirken. Wir setzen uns für die Region ein und investieren hier – beispielsweise durch die Schaffung weiterer Arbeitsplätze in unseren neuen Hotels. Werden die Hotels angenommen, kann man darauf aufbauen, indem man Veranstaltungen organisiert, die Besucher anziehen.
Maja Gräfin von Hardenberg: Genau, wir entwickeln immer wieder neue Angebote für Touristen. Denn spannende Projekte bringen neben Besuchern auch attraktive Arbeitsplätze mit sich. Nicht nur kurzfristig, sondern auch schon für die nächste Generation. Bei unseren Mitarbeitern sehen wir schon heute, dass einige gerne wieder zurück aufs Land ziehen. Aus unserer Sicht ist das ein Schritt in die richtige Richtung.

Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt in Niedersachsen. Nennen Sie bitte drei Punkte, warum Niedersachsen für Touristen interessant sein sollte.
Maja Gräfin von Hardenberg:

  1. Fangen wir mit Kultur an. Göttingen ist eine schöne Stadt, die sich weiterentwickelt: Dort gibt es die Georg August Universität, die in den kommenden Jahren ein „Haus des Wissens“ schafft. In dem ehemaligen Gebäude des Naturhistorischen Museums entsteht ein Komplex mit zeitweilig mehreren Ausstellungen. Es ist geplant, den Menschen einen Einblick in die wissenschaftliche Welt der Labore und Bibliotheken der Universität zu geben. Außerdem gibt es in der Umgebung von Göttingen, Northeim und Einbeck einige UNESCO-Weltkulturerbestätten: das Fagus-Gropius-Werk in Alfeld, der Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel, die Altstadt von Goslar mit dem Erzbergwerk Rammelsberg und der Oberharzer Wasserwirtschaft, sowie die Michaelis-Kirche und der Dom in Hildesheim.
  2. hat Südniedersachsen einen aktiven Mittelstand, der die Region bereichert. Beispiel: Professor Hans Georg Näder ist Inhaber der Otto Bock HealthCare in Duderstadt. Er hat dort die Kunsthalle HGN eröffnet, die jährlich zwei Ausstellungen veranstaltet und somit verschiedenen Künstlern, Kunstliebhabern, Sammlern und Interessierten eine Plattform bietet. Und um etwas Eigenwerbung zu machen: die Burg- und Brennereiführung auf dem Gräflichen Landsitz Hardenberg sind auch einen Besuch wert.
  3. liegen wir im Herzen Deutschlands. Viele Menschen fahren mit dem Auto, Motorrad, Zug oder Fahrrad an uns vorbei. Ein Stopp lohnt sich hier, denn die Natur in Südniedersachsen ist vielfältig. Zudem bieten die Deutsche Fachwerk- und die Deutsche Märchenstraße gute Gründe, um auf der Durchfahrt im Süden Niedersachsens anzuhalten. Es sprechen also viel mehr als nur drei Gründe dafür, als Tourist in unsere Region zu kommen.
Gräflicher Landsitz Hardenberg: „Wir versuchen alle, den Prognosen entgegenzuwirken“

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