Originäres Facebook-Format - trotzdem kaum angezeigt
Originäres Facebook-Format – trotzdem kaum angezeigt

Ja, natürlich kann es sinnvoll sein, dass mir anhand meiner Interessen und Interaktionen Posts, Bilder, Videos, Musik oder Einkaufstipps vorgeschlagen werden. Denn wie sonst sollte man die Flut an Informationen im Internet auch nur ansatzweise durchschauen? Alleine die Zahl für YouTube ist gruselig, wenn sie denn stimmt: Jede Minute sollen 400 Stunden Filmmaterial hochgeladen werden, heißt es. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass ich selbst dann, wenn ich jede verbleibende Minute meines Lebens nur noch YouTube sehen würde, nur einen Bruchteil von dem anschauen könnte, was hochgeladen wird. Also ist so ein Algorithmus mit Vorschlägen für den Verbraucher eigentlich eine gute Idee. Wäre da nicht das Aber:

Der Algorithmus und ich als Verbraucher

  • Warum bekomme ich immer Werbung für Produkte angezeigt, die ich bereits gekauft habe? Das ist doch Quatsch!
  • Und weswegen will mir mein Musik-Streamingdienst regelmäßig österreichische Musiker unterjubeln, obwohl ich mit stoischer Penetranz bei jedem einzelnen Lied, solange es nicht von Falco ist, sage, dass ich es doof finde?
  • Wieso schlägt mir Instagram eigentlich immer Profile vor, die privat oder neu sind? Ich will doch nicht die Katze im Sack kaufen! Bei einem Profil mit nur einem oder zwei Bildern weiß ich nicht, was mich hier in Zukunft erwartet. Ich weiß nicht, ob ich mich künftig über schlechte oder langweilige Bilder ärgern und darum diesen Instagramer wieder entfolgen werde. Was ich möchte, sind Vorschläge für Profile die schon ungefähr 50 Bilder oder so gepostet haben. Noch schlimmer als Profile mit nur sehr wenigen Bildern, sind übrigens die geschlossenen Accounts: Wenn ich die Person nicht kenne, folge ich ihr auf keinen Fall. Denn wie soll ich im Vorfeld wissen, was sich hinter dem Schloss verbirgt? Katzenfotos womöglich? Oder Kinderfotos? Oder magersüchtige Frauen? Interessiert mich alles nicht. Neulich habe ich einmal gegen meinen Grundsatz verstoßen, weil ich gesehen habe, dass ein Profil, mit dem ich verbunden bin, einem privaten Account, der mir vorgeschlagen wurde, folgt. Was war ich entsetzt, als meine Anfrage sofort angenommen wurde, und ich nur Militärmist gesehen habe. Ich habe sofort wieder entfolgt, und mir Gedanken über den gemeinsamen Kontakt gemacht.
  • Auch bei Twitter bin ich mit den Vorschlägen für neue Profile unzufrieden: Ich kann der Plattform nicht mitteilen, dass mich ein Profil nicht interessiert. Aus irgendwelchen Gründen bekomme ich diese Profile trotzdem ewig angezeigt. Erst, wenn ich diesen Personen, die mich nicht interessieren, quasi gezwungenermaßen folge, bekomme ich neue Profile angezeigt, unter denen dann spannendere Personen sind. Schade!

Der Algorithmus und Publisher

Aber nicht nur als Verbraucher macht mir der Algorithmus mehr Probleme, als dass er mir weiterhilft. Wenn es darum geht, als Trainerin, Journalistin und Bloggerin meine Marke aufzubauen, stoße ich auch auf Schwierigkeiten:

  • Ich habe zwar keinen Beleg dafür, aber mir scheint, dass Facebook nach einer abgelaufenen Werbeaktion neue Inhalte einige Tage seltener anzeigt. Zumindest sind die Zahlen derer, denen der Betrag angezeigt wurde, dann erst einmal sehr niedrig, genauer gesagt im einstelligen Bereich. Was ich dagegen nicht bestätigen kann: Ein Kollege warnte mich davor, YouTube-Videos auf Facebook zu teilen. Das führe eindeutig dazu, dass die Business Page in den Algorithmuskeller versenkt würde. Das ist bei mir auf Op jück bisher nicht passiert.
  • Wenn ich bei Twitter nicht regelmäßig aktiv bin, wird mein Profil offensichtlich als komplett uninteressant gewertet. Heißt: Nach einer Posting-Pause passiert mit neuen Tweets einige Tage gar nichts mehr. Ich bekomme also weder neue Follower noch Interaktionen auf meine Tweets. Nur, wenn ich das Aktivitätslevel gleich hoch halte, findet auch Interaktion und Wachstum statt.
  • Instagram und Twitter scheinen es beide nicht zu mögen, wenn man einige Drittanbieter-Apps benutzt. Anders kann ich mir nicht erklären, warum ein eigentlich gutes Bild, das etwa 60 bis 70 Likes bringen sollte, an einem Tag mit 12 Herzchen versandet. Erstaunlicherweise wurde es aber in den Tagen danach wiederbelebt. Ähnlich ist es auch mit Twitter: Nachdem ich meinen Account mit einer Drittanbieter-App ein wenig ausgemistet habe, hat dort mit meinem Profil mehrere Tage überhaupt keine Interaktion mehr stattgefunden.

Meine Tipps …

… für alle, die eine Marke aufbauen wollen oder müssen, lauten darum:

  • Nehmt Euch täglich Zeit für Eure social media Accounts.
  • Wenn Ihr Interaktion haben wollt, müsst Ihr selbst interagieren.
  • Ein Redaktionsplan mit möglichen Inhalten kann enorm helfen, Zeit zu sparen.
  • Für Tage, an denen man keine Zeit für die sozialen Medien haben wird, bietet es sich an, vorzuarbeiten. Das heißt, man plant Beiträge also, beispielsweise über die entsprechende Funktion bei Facebook oder WordPress oder über Tools wie Hootsuite oder Tweetdeck. Beiträge lassen sich bei Tumblr oder YouTube übrigens zum Beispiel auch als Entwurf speichern. Dann muss man sie nur noch am gewünschten Tag veröffentlichen.

Welche Erfahrungen macht Ihr mit dem Algorithmus? Und was sind Eure Tipps für erfolgreiche social media Kanäle?

Warum der Algorithmus und ich auf dem Kriegsfuß stehen
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2 Kommentare zu „Warum der Algorithmus und ich auf dem Kriegsfuß stehen

  • November 28, 2017 um 1:29 pm Uhr
    Permalink

    Nach den Erfahrungen bei FB, von denen Du ja ausführlich berichtet hast, steht zu befürchten, dass in naher Zukunft auch die Insta-User zur Kasse gebeten werden, bzw. ihre Reichweite in den einstelligen Bereich sinkt wenn sie nicht zahlen.
    Beispiel:
    Ungefähr jeder fünfte Post in meinem Stream ist ein „sponsored post“, wohingegen selbst von Konten, denen ich mit großem Engagement folge, ich nur jeden zweiten Post ausgestrahlt bekomme; während uninteressantere Konten, die ich nur selten like, immerfort in meinem Stream erscheinen zu. Vielleicht kommt mir das auch nur so vor??
    Ich glaube nicht an die Klugheit dieser Algos, die sind zumindest lernbehindert. In diesem Sinne sind profitorientierte Netzwerke eben nicht sozial, sondern die schöne neue Werbewelt. Reichweite statt Printanzeigen. Darauf muß man sich einstellen, any Alternativen?

    Antworten
    • November 28, 2017 um 1:43 pm Uhr
      Permalink

      Liebe Petra,

      ich sehe das ganz ähnlich. Mit einer kleinen Ausnahme: Technologien an sich sind nicht gut oder böse. Sie werden nur zu dem, was der Mensch aus ihnen macht. Die Plattformen hinter den sozialen Medien sind Unternehmen, die viele tausend Menschen beschäftigen und darum ein Business Model brauchen. Da liegen bezahlte Posts nahe, und auch, dass der Algorithmus diese bevorzugt. Schließlich will man den zahlenden Kunden ja etwas bieten. Wirtschaftlich also alles prima. Für mich als Blogger und Verbraucher dagegen ist es natürlich fragwürdig. Ich denke auch, dass es bei Instagram eine Frage der Zeit ist, bis man als kleiner Blogger auch dort keine Reichweite mehr erzielt. Im Moment bin ich noch sehr zufrieden dort, denn meine Reichweite steigt noch organisch und ständig. Aber wie lange das noch so sein wird, das weiß höchstens Facebook 😉

      Antworten

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