Snapcode
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Ich gebe es zu: Ich habe es lange vor mir hergeschoben, mich bei Snapchat anzumelden. Noch ein soziales Netzwerk! Und dann etwas für junge Leute! Och nee! Dann habe ich aber 2015 gelesen, dass US-amerikanische Medien dort aktiv sind, und dann musste ich mich dort im Frühjahr anmelden. Denn wie sollte ich sonst mit gutem Gewissen Onlinejournalismus unterrichten können? Anfangs war es da verdammt einsam. Nicht, dass ich jetzt viele Freunde dort hätte, es sind noch immer unter 40, und gefühlt ein Drittel sind Karteileichen. Trotzdem: immer wieder kommt einer dazu. Für mich das Wichtigste: Ich habe Spaß an Snapchat, auch wenn es mein Datenvolumen frisst. Und irgendwie habe ich auch Spaß am Austausch mit fremden Menschen, die sich hinter merkwürdigen Namen verstecken und mich lustigerweise immer siezen, wenn sie mich persönlich ansprechen.

Meine Erkenntnisse bei Snapchat

Wer Snapchat aktiv nutzt, lernt schnell ganz unterschiedliche Dinge. Meine Erkenntnisse:

  • Aus den Snaps einiger Kontakte weiß ich, dass sie kein Deutsch sprechen. Mit einem habe ich auf Englisch gechattet, und auch das war nicht ganz einfach. Folge: Videos, in denen ich Deutsch oder Englisch spreche, erreichen nur einen Teil meiner Freunde. Ich greife also lieber auf das alte Kommunikationsmittel der Bilder zurück und lasse diese sprechen. Das hat schon die katholische Kirche vor Jahrhunderten ganz gut gemacht. Eine Kommunikationsregel, die auch heute noch Bestand hat.
  • Gegen Ton im Video spricht auch, dass man zwangsläufig Kopfhörer dabei haben müsste, wenn man die Videos ansieht. Das haben längst nicht alle Nutzer. Und es gibt schließlich einen Grund, warum große Medien ihre Videos untertiteln, wenn sie sie beispielsweise bei Facebook einstellen: Bei der Arbeit könnte man sonst eher keine Videos konsumieren.
  • Natürlich ist es toll zu wissen, wie man den Text auf den Snaps verlängern kann. Aber: Wenn meine Freunde nicht genügend Zeit haben, den Text zu lesen und ihn zu erfassen, ist er für die Katz’. Auch hier hat es Gründe, warum die Zeichenzahl limitiert ist. Also versuche ich, mit möglichst wenig Text auszukommen, das passt dann auch dazu, dass Bilder hoffentlich internationaler verständlich sind.
  • Mich langweilen Geschichten, bei denen ich Köpfe sehe, von Mützen umhüllt, die am besten noch nachts durch Straßen laufen. Ich würde lieber sehen, durch welche Straßen sie gehen, statt immer wieder ihr Gesicht oder überwiegend schwarz zu sehen. Das interessiert mich nicht – und nach dem dritten Tag weiß ich sowieso, wie die anderen aussehen. Auch darum zeige ich mein Gesicht nicht oft in Snaps: Es soll gar nicht um mich gehen, sondern um das, was ich mache.
  • „Hund beißt Mann ist keine Nachricht“. Alte Journalistenregel. Gilt auch für Snapchat. Heißt: Der Alltag anderer Leute ist auf Dauer ziemlich eintönig. Darum erzähle ich nur das Besondere: „Mann beißt Hund!“. Neulich war ich auf dem Business Forum Imaging. Die Snaps dazu haben leider weniger als zehn Leute gesehen. Die aber blieben allesamt über 20 Snaps lang dabei. Einer hat mir dazu geschrieben, dass das total spannend sei, und er fragte, ob ich darüber noch bloggen würde. Das hat mich sehr gefreut, auch wenn er mich gesiezt hat.
Lob per E-Mail
Lob per E-Mail
  • Mir sind zwei Snaps von Kollegen besonders im Kopf geblieben: Ilse Mohr hat ein Tutorial dazu gemacht, wie man Steckdosen anbringt. Fand ich super. Und Daniel Bröckerhoff hat einen tollen Einblick in seinen Arbeitstag gegeben. Das funktioniert allerdings auch nicht jeden Tag – siehe Mann beißt Hund.
  • Ich finde toll, was die US-amerikanische Medien auf Snapchat machen, besonders National Geographic, und ich würde mich freuen, wenn es dort künftig auch deutsche Medien gäbe, die ähnlich professionelle Inhalte anbieten.
  • Die öffentlichen Geschichten finde ich interessant. Bei ihnen kann der User sich an einer Geschichte beteiligen. Leider hatte ich noch nicht das Glück, dass es eine gab, zu der ich etwas hätte beisteuern können.
  • Manchmal tut es mir um meine Snapchat-Geschichten leid, da diese ja wieder gelöscht werden. Ich bin noch nicht sicher, wie ich damit umgehen soll. Natürlich kann ich die Geschichten als Video herunterladen und weiterverwerten. Hochkantvideos finde ich aber nicht so schön, weil in der Regel rechts und links der verschenkte und oft schwarze Rand bleibt. Zu Beginn habe ich meine Videos dann in iMovie umformatiert. Das hat natürlich zur Folge, dass vom eigentlichen Video nur noch ein Ausschnitt übrig ist. Und selbst wenn dieser interessant ist, so ist es doch noch relativ viel Arbeit – und geht natürlich zu Lasten der Qualität. Ihr findet ein solches Video in meinem Artikel über Den Haag. Neulich habe ich jedoch einen anderen Weg gefunden, Hochkantvideo ganz ordentlich einzustellen. Außerdem habe ich angefangen, aus den Bildern kurze Slideshows zu machen. Die so entstandene Slideshow über den Ausflug ins Wendland und ins Kartoffelhotel hat dann lustigerweise bei Facebook angeblich 1500 Leute erreicht.
  • Interessant finde ich, dass viele Snapchat-Einsteiger und auch gerade die richtig jungen Leute horizontale Videos und Fotos machen, indem sie das Handy drehen. Das habe ich zu Beginn auch gemacht, fand ich dann aber nicht praktikabel, weil man das Gerät ständig hin- und herdrehen muss.

  • Ganz spannend finde ich auch, dass ich einige Kontakte habe, die deutlich unter 20 sind, und die regelmäßig meine Geschichten von Beginn bis zum Ende ansehen: ITB Berlin, CeBIT und #rtb16, Ausflug ins Wendland und ins Kartoffelhotel. Ich gebe zu, dass ich mit so jungen Menschen in meinem Alltag selten bis nie Kontakt habe. Außer bei Snapchat.
  • Grundsätzlich finde ich Snapchat schon intuitiv. Allerdings finde ich auch, dass es einige andere Funktionen geben dürfte. Ich finde es beispielsweise blöd, dass ich keine Bilder aus dem Archiv hochladen kann, ohne eine Drittanbieter-App zu nutzen. Aber das ist natürlich derzeit noch gegen das, was Snapchat möchte: ein Jetzt-Medium sein. Zugegeben: Was es mit Trophäen und dem Snapscore auf sich hat, das wusste ich nicht, bevor ich Philipp Steuers eBook gelesen habe. Allerdings sind das auch Features, die mir herzlich egal sind.

    Was mir aber nicht egal ist, das ist, dass es angeblich jeden Tag 400 Millionen Snaps gibt. Das ist eine ganze Menge. Und ich finde, das ist eine Zahl, bei der sich jeder zumindest einmal mit dem sozialen Netzwerk auseinandersetzen sollte. Ganz besonders diejenigen, die die jungen Leute erreichen wollen. Denn über 70 Prozent der Snapchatter sind unter 34. Seid Ihr bei Snapchat? Dann freue ich mich, wenn ihr mich als Freund hinzufügt. Ihr findet mich dort unter kuechenzuruf.

    Zum Weiterlesen: 
    Der Snapcode als Visitenkarte

    Was ich bei Snapchat bisher gelernt habe
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    2 Kommentare zu „Was ich bei Snapchat bisher gelernt habe

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