Nur drei Satelliten benötigt Inmarsat, ein Unternehmen, das mobile Satellitenkommunikation anbietet, um die ganze Erde abzudecken. Das erfahre ich beim Digital Aviation Forum der Lufthansa in Frankfurt. Allerdings sitze ich nicht in einem dunklen, kühlen Raum mit Bühne am Kopfende, einem Redner und einer Power Point Präsentation, als ich das höre. Nein, ich fliege zusammen mit anderen „Journalisten, Bloggern und Influencern“, wie es bei der Begrüßungsrede hieß, über Europa. Die Kolleg*innen sind aus aller Welt angereist: Ein Ire sitzt zwei Plätze neben mir, eine Italienerin habe ich gesehen, jemand kommt aus Sao Paolo und auch Asiaten sind viele dabei.

Unser Flugzeug muss irgendwo in der Nähe von Luxemburg über den Wolken sein, als man uns erklärt, wie Passagiere im Flieger W-LAN-Zugang bekommen. Dazu haben die Pressevertreter den kleinen Raum vor dem Cockpit in ein TV-Studio verwandelt: Hier stehen Experten und beantworten die Fragen, die ihnen Martin Leutke, Leiter Media Relations und früher TV-Moderator, stellt. Das Interview bekommt jeder der Passagiere in eine vorinstallierte App auf einem iPhone gespielt, das wir am Empfang bekommen haben – und am Ende natürlich wieder zurückgeben. Die Kopfhörer allerdings durfte jeder behalten. Benutzte In-Ear-Kopfhörer weiterzugeben wäre auch ein bisschen eklig.

Schöner fliegen: Online im Flugzeug

Auf diese Art erfahren wir beispielsweise, dass so ein Satellit, der das W-LAN im Flugzeug möglich macht, so groß sein kann wie ein Doppeldeckerbus in London. Und dass sich die Antenne im Flugzeug immer nach dem Satelliten ausrichtet. Auch, dass bereits 22 Flugzeuge über diese Technik verfügen. Und dass es vier Tage dauert, bis ein Flugzeug soweit ist, dass die Technik funktioniert. Dabei ist W-LAN im Flugzeug gar nicht so neu: Schon 2013 habe ich bei einem Flug von San Francisco nach Atlanta einen Facebook-Post veröffentlicht. Auch in Asien war ich bei einem Flug schon online. In einigen Flugzeugen hat man sogar schon das „Nicht rauchen“-Zeichen durch ein W-LAN-Zeichen ersetzt.

Trotzdem: Für die Lufthansa ist das ein großer Augenblick, besonders, weil ein Interview zum Thema Künstliche Intelligenz live zur Erde übertragen wird. Dort sind im Digital Aviation Forum noch andere Gäste, die sich über die Möglichkeiten des künftigen Reisens informieren. Dass sich da in den nächsten Jahren einiges ändern könnte, hat unsere Gruppe schon vor dem Boarding erlebt: Mit der App InTime erfahren wir, wie viel Zeit wir noch zum Gate brauchen. Und auch ob man vielleicht noch schnell eine Zeitschrift oder einen Kaffee kaufen könnte.

Bequeme, neue Technik-Welt

Bei der Gepäckaufgabe demonstriert man uns den smarten Koffer von Rimowa: Damit bekommt man sein Gepäck-Tag künftig aufs Handy. So kann man den Koffer überall orten. Ginge er verloren, meldet man das natürlich auch per App. Und um ihn abzugeben, stellt man sich künftig nicht mehr am Check-in-Schalter an, sondern an einem Automaten, wo man das Gepäckstück selbst scannt. Auch das kenne ich schon, und zwar aus Kopenhagen. Zwar hatten wir dort am Flughafen noch kein Smart Tag. Unseren Koffer mussten wir trotzdem beim Flug mit SAS selbst scannen und aufs Transportband legen. Ich vermute, das ist nicht jedermanns Sache. Schließlich sind auch mobile Boardkarten noch lange nicht für jeden Alltag.

Daten sind das neue Gold

Künftig will man auch die Passagierdaten besser auswerten, um jedem Kunden das passende Angebot machen zu können. Und zwar noch am Boden, aber auch beim Fliegen. Wer will schon aus 600 Filmen den richtigen heraussuchen? Schöner wäre, wenn man aufgrund seiner Vorlieben die passenden Filme empfohlen bekommt. Das empfinde ich durchaus auch so, nachdem ich mich 2016 bei zwei Flügen mit Swiss und Lufthansa nach Kenia und zurück durch eine endlos scheinende Mediathek gesucht habe.

Wenn da nur nicht die Sache mit den Daten wäre. Natürlich ist es bequem, passende Vorschläge zu bekommen. Aber will ich, dass jemand meine Daten diesbezüglich auswertet? Will ich in Schubladen gesteckt werden? Eine Frage, die nur jeder für sich selbst beantworten kann. Das gilt auch für den Zugang zur Lounge oder anderen Orten: In München hat Lufthansa Tests mit ausgewählten Kunden durchgeführt. Entweder durch den Abgleich biometrischer Daten wie beispielsweise Gesichtserkennung oder durch die Schnittstelle Bluetooth hat man sie identifiziert und ihnen Zugang zur Lounge ermöglicht. Auch das ist sicherlich sehr bequem. Und ich bin ziemlich sicher, dass diese Verfahren die Zukunft sind. Ob meine Daten dabei aber so sicher sein werden, wie ich mir das wünsche, das ist eine andere Frage.

Noch mehr Beispiele zum Thema Digitales Fliegen lest Ihr demnächst auf Op jück.

Wie Fliegen digitaler wird
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