Fliegen ist schön, aber für Deutsche bei einer Onlinebuchung und Bezahlung per Kreditkarte oft unnötig teuer.
Fliegen ist schön, aber für Deutsche bei einer Onlinebuchung und Bezahlung per Kreditkarte oft unnötig teuer.

Ich geb’s zu: ich habe den AirBerlin-Flug nach Berlin gebucht, weil er günstiger war als der bei Germanwings und auch eine Bahnfahrt mit BahnCard teurer gewesen wäre. Trotzdem finde ich, dass ich als Verbraucher und Kunde ein Recht habe, zu fragen, warum eine Kartengebühr in Höhe von 19 Euro erhoben wird, weil ich mit der Kreditkarte bezahle.

In der Facebook-Community auf der AirBerlin-Seite sieht man das offensichtlich anders: Müßig sei, zu fragen, warum eine Gebühr anfällt, kommentiert ein Nutzer. Wem das nicht passe, der könne ja woanders buchen. Ein anderer bezeichnet mich aufgrund meiner Nachfragen gar als Forumskobold. Dabei ist eine Facebookseite nun fürwahr kein Forum. Ob ich ein Kobold bin? Nur ein kritischer Verbraucher, würde ich sagen. Interessant dabei: die oft nichtssagenden Profile der AirBerlin-Community: „LovelyAir Linerin“, die über sich nicht mehr verrät, außer dass ihr AirBerlin gefällt. Wie war das gleich mit der Klarnamenpflicht bei Facebook? Auch Cami Saraki, der offensichtlich gerne Kommentare schreibt, und Jannik De, der gerne kommentiert, bieten in ihren Profilen nicht viel Inhalt – außer einigen wenigen Urlaubsbildern. Von offizieller AirBerlin-Stelle nur eine Antwort – und die beantwortet nicht meine Frage.

Die Kreditkartengebühr beim Flügebuchen

Also wechsle ich die Seite: Vom neugierig-kritischen Verbraucher zur Journalistin: Ein Flug nach Berlin für zwei kostet 214,66 Euro. Als ich bezahlen will, erfahre ich, dass die Kreditkartengebühr 19 Euro beträgt. Das sind

  1. 8,85 Prozent des Reisepreises.
  2. frage ich mich, warum für eine Abrechnung gleich doppelt bezahlt werden muss. Denn, so entnehme ich Expedia, die Kreditkartengebühr von 9,50 Euro gilt pro Ticket. Bei Expedia finde ich auch heraus, was andere Fluglinien für den Einsatz der Kreditkarte verlangen. Und hoppla – AirBerlin verlangt fast das Doppelte der Lufthansa. Germanwings möchte allerdings noch einige Cent mehr sehen.

Ein BGH-Urteil zu Kreditkartengebühren

Interessant in diesem Zusammenhang ist das BGH-Urteil von 2010. Demnach darf eine Fluglinie nämlich nur dann eine Kreditkartengebühr verlangen, wenn ein anderes etabliertes Zahlverfahren kostenfrei angeboten wird. AirBerlin beispielsweise bietet Bezahlen mit der VISA Debit Card kostenlos an. Die Debit Card ist keine Kreditkarte, auch wenn VISA davor steht. Nach Auskunft der VISA-Pressestelle sind in Deutschland mehr VISA Debit Karten im Umlauf als VISA Kreditkarten. Bleibt die Frage: Warum muss die Gebühr 9,50 Euro betragen?

Richtig ist natürlich, dass die Händler dafür bezahlen, wenn der Kunde die Kreditkarte einsetzt. Allerdings: Keiner der großen Onlineshops verlangt von seinen Kunden beim Kaufen von Kleidung, Lebensmitteln, Büchern oder Möbeln Geld, wenn dieser mit der Kreditkarte bezahlt. Warum also muss man bei Fluggesellschaften bezahlen? Die VISA Pressestelle schickt mir einen Link zu einer Seite, auf der man ganz unten sieht, wie hoch die Gebühren für den Einsatz der VISA-Karte in Deutschland sind. Ihre Höhe ist von einigen Faktoren abhängig – aber ganz sicher liegt sie nicht bei 8,85 Prozent.

Um es noch deutlicher zu sagen: Bei Fluggesellschaften steht eine Gebühr von 1,35 Prozent in der Liste. Bei 214,66 Euro käme man so also auf eine Gebühr von 2,90 Euro – aufgerundet. Die Pressestelle schreibt mir weiter:

„Bezieht sich Ihre Frage auf die Aufschläge auf Kartenzahlungen, Surcharging genannt, die Fluggesellschaften beim Buchen mit Kreditkarten erheben, ist unsere Auffassung: Visa Europe lehnt Surcharging grundsätzlich ab.“

Das ist natürlich nicht verwunderlich. Denn wenn Unternehmen das Einkaufen mit der Kreditkarte verteuern, kaufen weniger Kunden mit diesem Zahlmittel ein. Die Folgen sind dann auch für die Firmen VISA und MasterCard spürbar. Die VISA-Pressestelle:

„Zusätzliche Gebühren halten Verbraucher davon ab, Waren und Dienstleistungen auf dem sichersten und bequemsten Weg zu bezahlen. Häufig müssen Verbraucher überproportional hohe Gebühren zahlen und entscheiden sich daher oftmals, den Kauf gar nicht erst zu tätigen. Wir wissen, dass keiner von zusätzlichen Gebühren profitiert – nicht die Konsumenten, nicht die Händler und auch nicht die Wirtschaft.“

Blick nach Europa: Kreditkartengebühren nicht überall erlaubt

Die ganze Geschichte hat aber einen weiteren Haken: In Österreich, Frankreich, Portugal, Rumänien, Schweden, Italien, Griechenland, Litauen und Lettland, Luxemburg, Zypern und Bulgarien sind diese Gebühren laut VISA-Pressestelle sogar verboten. Deutsche Verbraucher werden also durch die hier geltende Vertragsfreiheit diesbezüglich schlechter gestellt als andere Bürger in Europa. Eigentlich ein Unding. Das alleine ist ein Grund, nachzufragen. Immer wieder. Auch wenn das den Unternehmen und ihren Fans bei Facebook nicht gefällt.

Tipp: Wer bei AirBerlin direkt auf der Seite bucht, kann das Lastschriftverfahren nutzen. Kostenlos.

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Zusätzliche Kreditkartengebühren beim Buchen eines Fluges

7 Kommentare zu „Zusätzliche Kreditkartengebühren beim Buchen eines Fluges

  • Pingback:Künftig niedrigere Kreditkartengebühren bei der Online-Flugbuchung

  • Pingback:Warum bei Onlineflugbuchung per Kreditkarte in Österreich keine Zusatzgebühr verlangt wird » Wirtschaft verstehen!

  • Juli 7, 2014 um 10:50 am Uhr
    Permalink

    Danke für die Recherche! Es ist sogar noch schlimmer geworden. Das BGH Urteil wurde im § 312a BGB umgesetzt und die Flugportale halten sich weiterhin nicht dran!

    Antworten
    • Oktober 18, 2014 um 11:03 am Uhr
      Permalink

      Hallo M.,

      Ihr Einwand ist nicht ganz richtig.
      In §312a BGB ist das BGH Urteil umgesetzt, ja. Und die Flugportale nutzen die ihnen im Gesetzestext ermöglichten Spielräume.
      Somit halten sie sich an die gesetzlichen Vorgaben, ohne auf die Gans, die goldene Eier legt, verzichten zu müssen.

      Im Grunde ist der Paragraph ein hervorragendes Beispiel für die Wirkweise und den Einfluss der Lobbyarbeit.

      Antworten
  • Oktober 18, 2014 um 11:09 am Uhr
    Permalink

    Hallo Frau Blass,

    als Vielflieger ist die von Ihnen beschrieben Situation gerade für mich ein besonderes Ärgernis.
    Vielen Dank für Ihren Artikel. Ich hoffe, er wurde und wird von vielen gefunden und gelesen.
    Was mich aber insgesamt am meisten stört ist der nicht erkennbare Verbraucherschutz als Lobby der Verbraucher versus der Wirtschaftslobby.

    Ihnen weiterhin viel Spaß und Erfolg bei Ihrer journalistischen Arbeit.

    Mit freundlichen Grüßen

    Mecky

    Antworten
  • November 28, 2015 um 11:13 am Uhr
    Permalink

    Hallo Frau Blass,
    danke für die Informationen.
    Ich habe vor wenigen Tagen über die AirBerlin-Tochter flyniki gebucht…Österreich! Dort sind Gebühren für Kreditkartenzahlungen nach meinen Recherchen nicht statthaft. Dennoch werden hier bei derartigen Zahlungen nicht unerhebliche Gebühren verlangt.

    Antworten
  • Februar 17, 2016 um 11:46 pm Uhr
    Permalink

    Das Ferienwohnungsportal wimdu verlangt sogar 44Euro beim Bezahlen der Buchung!!!

    Antworten

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