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Die Wege im Journalismus sind selten geradlinig.
Die Wege im Journalismus sind selten geradlinig.

Datenjournalismus, mobile reporting, eierlegende Wollmilchsau. Sind das die Antworten auf die Frage, was man als Journalist können muss, um auch in der Zukunft von seiner Hände Arbeit leben zu können? Ja. Nein. Vielleicht – ein bisschen. Meine Antwort auf die Blogparade von Timo Stoppacher (Fit für Journalismus)

1998 war ich angestellt. Die Redaktion bewegte die Frage, ob wir eine Homepage brauchen würden. Einige ältere Redakteure waren entsetzt, dass sie plötzlich E-Mails empfangen und versenden sollten. Die jungen waren begeistert.

2013 bin ich selbstständig. Teilnehmer in meinen Web-2.0- und social-media-Seminaren waren häufig 1998 noch jung und begeistert von Homepages und E-Mails. Heute sind sie oft die älteren Kollegen, die entsetzt darüber sind, dass sie posten und twittern sollen.

Journalismus der Zukunft: keine Frage des Alters

Besonders interessant daran ist, dass ich viele Studenten unterrichte, in Bachelor- und Masterstudiengängen, die in ihren 20ern sind. Sie sind also heute die Jungen, die begeistert sein sollten von den neuen Möglichkeiten, die das Internet für sie als Journalisten bereit hält. Tatsächlich sind sie jedoch oft neuen Entwicklungen im Internet gegenüber so kritisch, wie das sonst nur die besagten älteren Kollegen sind. Beispielsweise wollen die meisten meiner Studenten Printjournalisten werden. Onlinejournalist zu werden, das fällt erstaunlicherweise nur sehr wenigen ein. Vergangene Woche stand ich im Kurs Onlinejournalismus vor 18 Journalismusstudenten, von denen keiner wusste, was Google+ ist.

Ich schmunzle darüber. Gleichzeitig frage ich mich, wie man mit so wenig Interesse an der eigenen Branche in eben dieser überleben möchte. Wer heute schon als Journalist arbeitet und es künftig auch oder noch tun möchte, muss meiner Meinung nach vor allem eine große Portion Neugier und Offenheit mitbringen. Denn nur damit kann man sich selbst an einen sich ständig verändernden Job anpassen. Darüber weinen, dass sich das Leben, die Arbeit verändert hat, dass das, was gestern noch gesucht wurde, heute nicht mehr interessant ist für Arbeit- und Auftraggeber, das hilft nicht weiter.

Journalismus der Zukunft: Wer den Weg mitgeht, hat bessere Chancen

Ein Beispiel? Als ich mich 2003 selbstständig machte, habe ich hauptsächlich Artikel für Zeitungen und Zeitschriften geschrieben, und zwar über Immobilien- und Karrierethemen. Zehn Jahre später interessiert das meine Kunden kaum noch. Heute wollen sie wissen, wie man Daten sicher von Handy, Tablet & Co löscht, was man mit seinen gebrauchten Smartphones macht oder mit welchen Apps man besonders günstig Hotels bucht. Die wenigsten Artikel werden noch gedruckt; was online erscheint, soll oft suchmaschinenoptimiert sein.

Ein solcher Wandel ist nur möglich, wenn man offen ist. Offen für die Chancen neuer technischer und gesellschaftlicher Entwicklungen. Neugierig auf das Neue. Werde ich 2023 noch Texte für Kunden schreiben? Und falls ja, worüber? Ich weiß es nicht. Ich weiß aber, dass ich neugierig genug bin, mich bis dahin mit den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen auseinanderzusetzen, und ganz speziell mit denen im Internet. Und ich bin mir sicher, dass diese Neugierde mir dabei helfen wird, meinen Beruf als Journalistin auch in zehn Jahren noch gewinnbringend auszuüben.

Wie ist man denn fit für den Journalismus der Zukunft?
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9 Kommentare zu „Wie ist man denn fit für den Journalismus der Zukunft?

  • Pingback:Institut für Kommunikation in sozialen Medien » Beyond Journalism: Was Journalisten lernen müssen

  • Dezember 12, 2013 um 10:03 am Uhr
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    Ihre Beobachtungen finde ich gerade im Generationenverhältnis interessant. Vielleicht trauen sich die Jüngeren eher zu, den Wandel kritisch zu gestalten. Während ich bei den Älteren verstärkt den Eindruck von Anpassungsdruck habe. Aufschlussreich finde ich, wie Sie Ihr Erleben Prozesses beschreiben. Wenn ich das richtig verstanden habe, haben Sie früher eher fachliche Inhalte vermittelt, während sie heute verstärkt über mediale Formen berichten bzw. diese unterrichten. Medien, vor allem ihre technischen Eigenschaften, sind mittlerweile fast vom Instrument zum beherrschenden Thema, ja zum Selbstzweck geworden. In diesem Kontext finde ich es geradezu reif von Studierenden, dass sie sich lieber auf den Content stürzen wollen und dies im Rahmen einer (vermeintlich) verlässlichen Organisation. Er tut halt nie genau das, was wir so erwarten, der Nachwuchs. Ist auch irgendwie gut so.

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    • Dezember 12, 2013 um 10:26 am Uhr
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      Danke für den Kommentar. Nein, ich vermittle noch immer überwiegend Inhalte, indem ich schreibe. Allerdings haben sich die Ressorts verändert. Weg von „Immobilien“ und „Karriere“ hin zu „Digitales Leben“. Mein zweites Standbein sind Kurse. Meine Erfahrungen: Es gibt sehr viele junge Journalisten, die gut mit den neuen Medien zurechtkommen – aber die Mehrheit scheint dies eben nicht zu tun. Darum amüsiert mich immer der Begriff „Digital Natives“ in Zusammenhang mit jungen Leuten. Man ist nicht Digital Native, nur weil man ab einem bestimmten Jahr geboren wurde, es ist vielmehr eine Geisteshaltung. Und leider bringen die besten Inhalte nichts, wenn sie nicht rezipiert werden. Darum ist es speziell für die jungen Leute wichtig, dass sie sich mit den Kanälen auseinandersetzen, auf denen sie ihre Zielgruppe antreffen. Dabei muss man allerdings klar sehen: Google+, Facebook, Instagram – das sind alles Momentaufnahmen. Und in ein, zwei Jahren sprechen wir über diese Plattformen möglicherweise gar nicht mehr, sondern über ganz andere. Darum ist es wichtig, dran zu bleiben, offen und neugierig zu sein. Lebenslanges Lernen ist also auch in diesem Zusammenhang gefordert.

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  • Dezember 12, 2013 um 2:00 pm Uhr
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    Digital Natives sind nicht unbedingt Digital Addicts. Aber Sie liegen sicher grundsätzlich richtig, wenn Sie von Journalisten umfassende Medienkompetenz fordern. Will man sich diese aber allumfassend erwerben – also alles können müssen – so wäre das zu viel Stoff. Meine Hoffnung ist, dass junge Menschen den Werkzeugcharakter des Digitalen mehr in den Vordergund rücken. Dazu gehört auch, eine Auswahl zu treffen: „Das interessiert mich, das nicht. Dies liegt mir, jenes nicht.“ Sonst macht tatsächlich bald jeder „was mit Medien“. Und keiner blickt mehr durch. Wäre aus meiner Sicht schade, weil auch bei den Journalisten der Zukunft kaum jemand auf allen Instrumenten wird spielen können.

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    • Dezember 12, 2013 um 2:02 pm Uhr
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      Da sind wir uns sehr einig: Man muss wissen, was alles möglich ist. Aber man muss nicht alles können und selbst machen. Auch hier ist die Frage nach der Zielgruppe wichtig.

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  • Pingback:Was Journalisten heute lernen müssen - Teil 1 unserer Blogparade | Fit für Journalismus

  • Pingback:Das Fazit der Blogparade "Was Journalisten heute lernen müssen" | Fit für Journalismus

  • Dezember 30, 2014 um 11:01 am Uhr
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    Wenn von 18 Studenten keiner Google+ kennt, ist das aber nicht nur eine Aussage über die Studenten, sondern auch über die Relevanz von Google+ 🙂

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  • Januar 3, 2015 um 10:01 am Uhr
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    Das stimmt. Der Artikel ist aber ja auch ein Jahr alt. Damals wurde über Google+ deutlich mehr geredet als heute.

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