Wenn’s nur immer so einfach wäre mit der Digitalisierung

Die Corona-Krise hat eines gezeigt: Wenn wir wollen, können wir Digitalisierung. Quasi aus dem Stand. Dass das nicht ganz ruckelfrei läuft, war vorherzusehen und hat sich auf vielerlei Ebenen gezeigt: Die Unternehmensserver einiger Firmen hatten Probleme mit den vielen Fernzugriffen, das Öffnen einer Excel-Datei dauert dann schon mal Minuten. Viele Arbeitnehmer*innen mussten ihre privaten Handynummern für Kooperationspartner*innen, Vorgesetzte, Kund*innen freigeben – und werden jetzt auch zu Unzeiten angerufen. Und längst nicht jeder weiß, was sich bei einer Videokonferenz gehört – und was man gefälligst unterlassen sollte. Aber darum soll es in diesem Artikel gar nicht gehen. 

Vielmehr ist mir eine Sache passiert, von der ich nie gedacht hätte, dass sie einen solchen Rattenschwanz an Komplikationen nach sich ziehen könnte. Sie hat natürlich auch mit digitalen Prozessen zu tun. Und sie kann und wird über kurz oder lang jeden treffen. Ich habe nämlich versehentlich mein Smartphone zurückgesetzt. So. Jetzt kann man natürlich fragen, wie man so etwas schafft. Aber das ist unerheblich. Man könnte auch sagen: Dumm gelaufen. Dann kann man sich als nächstes fragen: Wie sollte mir das je passieren? – Nun ja, das muss es gar nicht. Solltest du ein neues Smartphone kaufen, könntest du ganz schnell ungewollt in der gleichen Situation sein. Dein nächster Gedanke ist: Kann gar nicht so schlimm werden, denn das Backup ist ja in der Cloud? Tja – aber das heißt eben noch lange nicht, dass nach der Neuinstallation alles reibungslos läuft. Ganz im Gegenteil.

Die Neuinstallation und die Banking-App 1

Natürlich fragte meine Banking-App bei der ersten Benutzung nach der Neuinstallation nach der PIN. Die hatte ich dummerweise vergessen, weil ich in der Zeit davor immer nur den Finger zur Freischaltung nutzte. Also rief ich bei der Bank an. Dort wurde ich mit einem Bot verbunden. „Wollen sie neue Zugangsdaten bestellen?“ – „Nein. Ich möchte mit einem Mitarbeiter sprechen.“ – „OK, ich schicke Ihnen neue Zugangsdaten fürs Onlinebanking zu“.

Mit den neuen Daten musste ich eine eigene PIN eingeben. Und bekam als Antwort: „Benutzen sie eine andere PIN als zuletzt.“ Großartig. Da nehme ich offensichtlich denselben wie zuvor, aber konnte mich nicht daran erinnern, diesen je genutzt zu haben. Prima Leistung, Frau Blaß! Nehme ich also einen anderen. „Bestätigen Sie ihre neuen Eingaben auf dem Handy“ – äh Moment, genau das geht ja gar nicht und war der Grund, warum ich überhaupt neue Zugangsdaten bekommen habe. Was tun?

Ich rufe wieder bei der Hotline an, erfreulicherweise habe ich einen Menschen am Ohr. Er rät mir, bei der nächsten Rücksetzung vorher die Verknüpfung zwischen Konto und Smartphone zu entfernen. Nun ja. Ich habe die Rücksetzung ja nicht absichtlich gemacht, muss aber auch einräumen, dass mir nicht klar war, dass es notwendig sein könnte, diese Verknüpfung zu trennen. „Ach, Sie glauben ja gar nicht, wie vielen Menschen das täglich passiert!“, sagt der Hotline-Mitarbeiter. Tja. Er entfernt die Verknüpfung händisch, jetzt wird alles gut. Was ich daraus außerdem gelernt habe: Es ist wichtig, die alten TAN-Listen aufzuheben. Man könnte sie in solchen Fällen nochmals brauchen.

Die Banking-App 2: Auch nicht viel besser bei der Digitalisierung

Zwei Tage später, zweites Girokonto. Natürlich kann ich mich nicht anmelden. „Möchten Sie die neue Pin per SMS bekommen?“ – wie praktisch, denke ich! Ich habe es viermal probiert, nie ist eine neue PIN bei mir angekommen. Somit musste ich also auf die Zusendung per Schneckenpost warten. Dann ging erfreulicherweise alles sehr schnell.

Weitere Komplikationen mit der digitalen Infrastruktur

Äußerst erstaunlich war, dass ich zwar mein Smartphone zurückgesetzt hatte – aber das Auswirkungen auf meinen Computer hatte. Dort wurden mir nämlich plötzlich Nachrichten von vor acht Jahren angezeigt, die ich eigentlich längst gelöscht hatte. Dafür hat die Apple Watch keine Termine und SMSen mehr angezeigt. Vor allem konnte ich mit ihr aber meinen Mac nicht mehr entsperren. Also musste ich auch sie zurücksetzen. Das ist mir am Mac alleine erst einmal nicht gelungen, die Uhr selbst musste auch zurückgesetzt werden. Diese Info musste ich mir jedoch erst im Netz heraussuchen. Und dann hat das Wiederherstellen etwa 1,5 Stunden gedauert.

Jetzt hatte ich es aber. Dachte ich. Doch zwei Wochen später stand ich morgens um halb acht in Münster und wollte über die entsprechende App ein Ticket für den Bus abrufen. Die App erkannte mich jedoch nicht mehr. Diese PIN hatte ich natürlich auch vergessen. Das Feld „Pin vergessen?“ ließ sich aber nicht öffnen. So kam ich auf die Idee, mich neu zu registrieren. Das scheiterte daran, dass meine Mailadresse schon bekannt war. Also ging ich in die Einstellungen, um dort nach einer entsprechenden Funktion zu suchen. Irgendwann war dann alles wieder gut. Es lebe die Digitalisierung!

Langer Rede kurzer Sinn: Ich werde sehr darauf achten, künftig nicht mehr versehentlich das Smartphone zurückzusetzen. Und bevor ich ein neues Smartphone installiere, lasse ich mir noch etwas Zeit.

Die kleinen Probleme mit der großen Digitalisierung
Markiert in:     

2 Kommentare zu „Die kleinen Probleme mit der großen Digitalisierung

  • Oktober 3, 2024 um 9:50 am Uhr
    Permalink

    Es ist interessant zu sehen, wie Sie die Herausforderungen der Digitalisierung während der Corona-Krise beleuchten. Dennoch empfinde ich es als etwas problematisch, dass die Nutzung von Cookies so selbstverständlich ist, ohne dass viele Nutzer*innen die Details verstehen. Ihre Einsichten sind jedoch sehr wertvoll und tragen dazu bei, das Bewusstsein zu schärfen. (…)

    Antworten
    • Oktober 3, 2024 um 1:34 pm Uhr
      Permalink

      Hallo Handelsregister,
      ich denke, du hast nur den ersten Absatz des Textes gelesen, denn tatsächlich geht es gar nicht um die Herausforderungen der Digitalisierung während Corona in dem Text. Trotzdem danke für deinen Kommentar. Ich habe den letzten Satz entfernt, weil ich nicht sehe, dass die genannte Internetseite den Leser*innen einen Mehrwert bietet und in Zusammenhang mit deinem Kommentar steht. Vielmehr halte ich sie für unerwünschte Werbung.
      Viele Grüße

      Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

Entdecke mehr von Bettina Blaß

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen