Ein Buch über Kryptowährungen. Ist das wohl interessant? Sagen wir so: Der Anfang von Kings of Crypto ist super. Die ersten Sätze ziehen hinein:

Brian Armstrong stieg aus seinem Auto aus, spürte den sanften Sonnenschein Kaliforniens auf seinem kahlen Kopf und roch Eukalyptus. 

Sehr selten beginnen Wirtschaftsbücher mit einem so szenischen Einstieg. Auf den kommenden Seiten beginnt Jeff John Roberts in Kings of Crypto aus dem Börsenbuchverlag (Werbe-Link zu Amazon) dann ein Namedropping, das die Relevanz des Themas unterstreicht. So ist oft von Uber die Rede, aber auch von Airbnb oder Apple. Das macht es auch für Einsteiger*innen leicht, in die Welt von Bitcoin und Kryptowährungen hineinzukommen.

Coinbase kann was und wird so King of Crypto. Manchmal.

Dann kommt Coinbase auf den Markt. Die Idee dahinter ist total einfach. Bitcoin, die sehr beliebte Kryptowährung, konnten bis zur Einführung von Coinbase nur Technerds kaufen. Über Coinbase wurde es dann möglich, dass jedermann und jederfrau Bitcoin ähnlich einfach wie Aktien bei einer Onlinebank kauft und verkauft. Bitcoin ist übrigens in Deutschland nicht als Währung anerkannt, wohl aber in El Salvador.

Für mich sind solche Plattformen auch die einzige Möglichkeit, in Kryptowährungen zu investieren. Ich würde mir nie irgendwo eine eigene Wallet kaufen. Sicherlich würde ich den public oder private Key verlieren und somit den Zugang zu meinem Vermögen. Das ist mir viel zu kompliziert. Auch wenn das wiederum echte Kryptowährungsfans nicht verstehen. Ich nutze darum die App Bison. Sie ist von der Börse in Stuttgart. Allerdings hilft auch dies nichts gegen das dicke Minus, das ich beim Schreiben dieses Textes vor meinem Kryptowährungskonto stehen habe. Außer Bitcoin haben alle meine Kryptowährungen an Wert verloren. Das war auch schon einmal anders.

Wie sich der Markt veränderte

Der Start von Coinbase gleicht dem von vielen anderen Start-ups. Eine kleine Gruppe junger Menschen hat Stunden, Tage, Wochen und Monate lang fast durchgehend gearbeitet. Keine Wand war ihnen zu dick, kein Weg zu weit. Auch Hackerangriffe und politische Regelungen stellten immer wieder Probleme für Sie da – die sie lösten. Außerdem kämpft Coinbase wie die gesamte Kryptobranche immer wieder gegen Betrüger*innen, die die digitalen Währungen nutzen, um Geld zu waschen. Mit der steigenden Beliebtheit von Kryptowährungen und Coinbase bekam entsprechend auch das Unternehmen zunehmend Probleme. Dazu gehörten beispielsweise auch Bombendrohungen. Wie sollte man als Unternehmen damit umgehen?

Coinbase ermöglichte es zu meinem Entsetzen eine Zeit lang, mit Kreditkarte zu bezahlen. Also hat man in Kryptowährungen auf Pump investiert. 

Tipp: Nie, niemals sollte man ein Investment auf Kredit machen. Weder bei Kryptowährungen, noch bei traditionelleren Anlageformen. Denn fallen die Kurse der Anlage, ist das gesamte Geld, das man hatte, weg. Und natürlich auch der Kredit. Entsprechend zahlt man ihn zurück, ohne eine Gegenleistung dafür erzielt zu haben.

Der Krypto-Boom

Kings of Crypto macht außerdem deutlich, wie sehr ein Dienstleistungsunternehmen dieser Art abhängig ist von der eigentlichen Grundlage, nämlich eben den Kryptowährungen. Coinbase kann nur funktionieren, wenn die Bitcoin-Kurse steigen. Sind die Kurse dagegen lange im Keller, geht es auch Coinbase schlecht. 

In Teil zwei von Kings of Crypto kommt Ethereum ins Spiel. Das verändert den Markt der Kryptowährungen nachhaltig. Eigentlich war Ethereum dazu gedacht, den Großen Macht zu nehmen und sie den Kleinen zu geben. Aber wie so oft bei neuen Technologien ist es anders gekommen. Unter anderem sind IBM, Wallmarkt und sogar einige US-Bundesstaaten auf Ethereum aufgesprungen, um dessen Blockchain zu nutzen. 

Kurios ist in diesem Zusammenhang der Begriff ICO. Er entstand in Anlehnung an den Begriff IPO, also das so genannte Initial Public Offering bei einem Börsengang. Das ICO dagegen ist eine Ankündigung, dass beispielsweise in der Ethereum Blockchain ein neues Projekt gestartet werden soll. Da man mit diesen ICOs schnell viel Geld einsammeln kann, ist es nicht verwunderlich, dass es auch viele Betrüger in dieser Branche gab und gibt.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass in den USA und einigen asiatischen Ländern Kryptowährungen und die damit verbundene Projekte in der Blockchain deutlich beliebter sind als in Europa. So schreibt der Autor in Kings of Crypto über Läden in Japan, in denen Bürger*innen digitales Geld kaufen können, ohne eine entsprechende Wallet zu benutzen.

Was mir an Kings of Crypto nicht so gefällt

Wenn die Geschichte auch überwiegend spannend erzählt ist, tue ich mich mit der Übersetzung an einigen Stellen ein wenig schwer. So ist einmal die Rede von einem „Büschel Haaren“ oder einem „Schopf von Haaren“ der Mitarbeiter*innen. Das sind Begriffe, die ich nicht benutzen würde. Davon abgesehen finde ich, dass die Beschreibung der Haare unnötige Details sind. 

Merkwürdig finde ich außerdem die Szene, in der ein potenzieller Mitarbeiter aus Deutschland näher beschrieben wird. Er wollte die Stelle in San Francisco angeblich nicht haben, weil 

  1. die US-Amerikaner zu viel arbeiten.
  2. dass dort gebraute Bier zu schlecht sei. 

Ich finde, in einer deutschen Übersetzung kommt der beschriebene Deutsche sehr klischeehaft schlecht weg. Davon abgesehen weiß ich nicht, warum man ihn so detailliert beschreiben muss, wenn er doch für die Fortentwicklung der Geschichte überhaupt keinen Nutzen hatte. 

Alles in allem kommt mir auch zu viele Namen vor. Ich kann die vielen beschriebenen Personen nicht auseinanderhalten. Vielleicht würde ein Organigramm im Buch helfen, die Protagonist*innen besser zu unterscheiden. Gerade zum Ende des Buches werden außerdem einige Szenen sehr en detail beschrieben, bei denen ich mich wundere, woher der Autor sein Wissen hat. Ein Beispiel: „die beiden waren sich näher als je zuvor“ (Seite 214). Woher weiß er das? Das erinnert mich ein wenig an die Relotius-Geschichte. Dabei ist Kings of Crypto natürlich kein journalistischer Artikel – aber eben auch kein fiktives Buch. Von dieser Art gibt es mehrere Beispiele, und ich weiß nicht wie sehr Realität und Fiktion sich hier vermischen.

Die Zukunft

Trotz meiner Kritik teile ich die Meinung des Autors, dass das Beste für Kryptowährungen noch vor ihnen und vor uns liegt. Dabei glaube ich weniger, dass Kryptowährungen eine Art Währungsersatz werden könnten. Aber ich glaube, die Möglichkeiten der Blockchain sind noch lange nicht ausgenutzt. Dort liegt noch jede Menge Potenzial beispielsweise für Smart Contracts. Die Frage ist nur, wann es soweit sein wird, dass hier ein Wechsel der Systeme stattfindet. Die Subheadline des Buches, „Wie ein Start-up mit Bitcoin und C die Wall Street erschüttert(e)“ finde ich allerdings etwas verfrüht. Denn so richtig erschüttert ist halt noch nichts. 

Aber: Niemand hätte eine Disruption, eine Erschütterung des Systems je in der Musikbranche erwartet, niemand bei Film und Fernsehen, und doch gab es dort bereits gravierende Veränderungen. Auf der anderen Seite gibt es Technologie wie beispielsweise Augmented Reality, denen schon seit so vielen Jahren der Durchbruch vorhergesagt wird. Sie sind aber noch immer nichts weiter als nur für wenige Nutzer*innen wirklich sinnvoll. Den Mainstream hat Augmented Reality noch lange nicht erreicht. Und so ist es auch mit Kryptowährungen.

Der Verlag hat mir das Buch kostenlos zur Rezension überlassen.

Gelesen: Kings of Crypto
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