Nhial Bol, Journalist
Nhial Bol, Journalist

Er steht wie ein Baum vor mir: mindestens zwei Köpfe größer als ich, breiter, aber keinesfalls dick, schwarze Bundfaltenhose, rot-gemusterte Tunika. Das Weiß seiner Zähne und Augäpfel blitzt, die Pupillen selbst sind fast so dunkel wie seine Haut. Vor mir steht Nhial Bol, Chefredakteur der täglich erscheinenden Zeitung „The Citizen“, der einzigen dieser Art im Süd-Sudan, wie er mir sagt. Ich treffe Nhial noch in Daressalam, zufällig, weil er mit seiner Freundin im gleichen Hotel wohnt wie ich. Und sie, so will es der Zufall, arbeitet in der Entwicklungshilfe und ist gebürtige Kölnerin. Nhial erzählt:

„Der Süd-Sudan ist nach dem Krieg unabhängig. Als Journalisten leiden wir am meisten unter der Korruption. Wenn wir etwas Kritisches schreiben, kann es passieren, dass wir eingesperrt werden. Wir beschäftigen darum Rechtsanwälte. Wir haben keinen Strom, aber einen Generator. Unsere Homepage können wir also nur aktualisieren, wenn der Generator angeschaltet ist. Onlinejournalismus spielt bei uns darum keine große Rolle, aber wir wollen künftig auch Fernsehen und Radio machen.

Unsere Leser gehören zur intellektuellen Elite des Landes. Sie erwarten von uns Artikel zu Politik, Sozialem und Wirtschaft. Sport gibt es in unserem Land kaum, darum ist er für uns auch kein Thema. Unsere Zeitung kostet jeden Tag etwa 2.000 US-Dollar, wir verlangen pro Stück von unseren Käufern 50 US-Cent. Würden wir den Preis anheben, würde unsere Zeitung nicht verkauft werden. So machen wir im Moment Verluste mit dem Blatt. Aber wem würde es helfen, wenn wir es einstellen würden? Wir verkaufen sie weiter, um zu überleben.“

Nhial Bol war früher in der sozialistisch-kommunistischen Partei aktiv. Darum war er auch mehrmals in der DDR, an einer Propagandaschule. Nhial kennt Bonn und Köln: „Köln ist eine sehr liberale Stadt, Bonn dagegen eher konservativ“, sagt er.

Gespräch mit Nhial Bol, Journalist im Süd-Sudan
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