Falschnachrichten im Internet sind ein echtes Problem für die Gesellschaft geworden. Sie breiten sich viel schneller aus als wahre Nachrichten. Weil sie mit der Lust an Sensationen spielen, weil sie Emotionen wie Wut, Empörung oder gar Hass provozieren. Wer Fake News widerlegt, erreicht dagegen nur einen Bruchteil derer, die der Falschinformation glauben. Geht es dabei um die Ehe eine Stars mit einem Sternchen, mag das belanglos sein. Geht es dagegen um politische oder gesundheitliche Themen, können Fehlinformationen die Demokratie erschüttern oder zum Tod führen.

Fake News entstehen üblicherweise nicht zufällig. Im Gegenteil werden sie gezielt konstruiert und gestreut, und zwar von allen politischen Lagern. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Desinformationskampagnen. Davon unterscheiden muss man Satire und Fehler. Einen Fehler kann jede*r machen. Fake News dagegen werden gestreut, um zu schaden. Satire dagegen spitzt Dinge zu und macht sich über sie lustig. Sie will jedoch im Gegensatz zu Fake News nicht manipulieren.

Da ich neuerdings einen Kunden habe, bei dem sich alles darum dreht, über Fake News aufzuklären, habe ich mich auf der Republica und dem Global Media Forum der Deutschen Welle fast ausschließlich zu diesem Thema informiert. Das sind meine Ergebnisse:

Republica 2022

Katharina Nocun: Die Masche der Verschwörungsideologen

Verschwörungstheorien sind keine neue Erscheinung. Es gab sie auch schon vor Beginn der Corona-Pandemie. Wer denkt, er könne mit einem Vertreter von Verschwörungstheorien diskutieren, irrt: Die besseren Argumente alleine reichen nicht aus. Darum ist es wichtig, die Maschen von Verschwörungstheoretikern frühzeitig zu erkennen:

  • Suggestivfragen: „Ist sie vielleicht doch schwanger?“ – denn wo Rauch ist, muss auch Feuer sein. Darauf angesprochen hört man oft: „Ich stelle nur Fragen“. Nö, der Verschwörungstheoretiker*innen stellt eine These auf, die er als Frage formuliert. Hier hilft, nach Belegen zu fragen.
  • Wem zunutze? Diese Frage benutzen Verschwörungstheoretiker*innen gerne, um ihre Aussagen zu belegen. Und die Frage an sich ist so falsch nicht. Aber: „Wenn ich fünf Euro verliere, und jemand anders sie findet, sind sie ihm zunutze. Das heißt jedoch noch lange nicht, dass der andere daran schuld ist, dass ich mein Geld verloren habe.“
  • Wer Feindbilder aufbaut, kann sich selbst leicht als Held*in oder als der/die Gute darstellen.
  • Superschurken. Eine Überzeichnung führt dazu, dass man Menschen mit viel Macht viel Böses zuspricht. Superschurken sollen oft einen komplexen Plan haben. Gleichzeitig sollen sie jedoch so doof sein, dass einige Menschen diesen auf Anhieb durchschauen.
  • Angstrhetorik: „Der Untergang des Abendlandes“.

Katharinas Vortrag könnt Ihr Euch hier ansehen.

Dem Irrsinn auf der Spur: Faktencheck bei DPA

Journalist*innen checken Fakten schon immer, sagt Stefan Voß von DPA. „Was wir machen, ist eher ein Behauptungscheck: Stimmt, was in den sozialen Medien verbreitet wird?“. Diese Beiträge einfach zu löschen helfe nicht weiter, sagt Voß. Nur das Gegenhalten, Counterspeech, sei hilfreich. Und dazu muss man die Fakten kennen. DPA setzt dabei auf

  • Logisches Denken
  • Überprüfung des Profils
  • Bild- und Video-Analysen: beispielsweise Schattenwurf
  • Bestimmung der Geodaten

Stefan Voß empfiehlt zum Beispiel die Wayback Machine, um Internetseiten zu analysieren. Seinen Vortrag könnt Ihr Euch hier ansehen. DPA bietet übrigens einen Faktencheck per WhatsApp an. Einfach die Meldung, die Ihr für falsch haltet, an 01603476409 schicken.

Das politische Gehirn: Die Psychologie hinter Desinformation

Hier diskutierten Anja Zimmer, Daniel Moßbrucker, Alexander Sängerlaub und Katja Jäger. Fazit: Wir glauben, was wir etwa 30 Mal hören. Und wir glauben lieber, was unserer Meinung sowieso schon nahe kommt. Desinformation hat außerdem dort gute Chancen, wo das Vertrauen in die Politik und die Medien niedrig ist.

Desinformation läuft immer nach dem gleichen Muster ab: Sie wird initiiert – möglicherweise also in Auftrag gegeben. Dann wird sie produziert, beispielsweise von Troll-Fabriken. Diese platzieren sie auf Plattformen. Dort werden sie von den Nutzern verbreitet. Und so führen sie schließlich zu Beeinflussung. Je mehr Medienkompetenz eine Gesellschaft hat, desto weniger hat Desinformation eine Chance.

Diese Diskussion könnt Ihr hier anhören.

Tolerieren wir uns kaputt? Zwischen Fake News und Meinungsfreiheit

Mit Katharina Nocun, Stefan Voß, Hannah Ruschemeier und Frida Kammerer. Wichtig ist, den Unterschied zwischen Meinung und Tatsachenbehauptung zu kennen. Wobei ein rhetorischer Schachzug ist, falsche Fakten beispielsweise in Form einer Tabelle bewusst mit „Ich meine, dass …“ anzuteasern. Hierbei handelt es sich trotzdem um die Verbreitung falscher Fakten.

  • Verschwörungstheoretiker*innen haben oft einen Wunsch nach Aufmerksamkeit. Es handelt sich dabei häufig um Narzisst*innen.
  • Fake News auf sozialen Plattformen immer melden. Denn nur wenn viele das machen, passiert auch etwas.
  • Man sollte bei der Debatte um die Plattformen TikTok nicht aus den Augen verlieren. Denn dort sind besonders viele Fake News zu finden.

Fake Videos erkennen

Es gibt viele Tools, um Fake News zu entlarven
Es gibt viele Tools, um Fake News zu entlarven

Julia Bayer von der Deutschen Welle hat viele Tools für den Faktencheck vorgestellt, darunter Reverse Image Search oder InVID. Interessant: Ihr Vortrag hat sich am dritten Republica-Tag speziell an die anwesenden Schüler*innen gerichtet. Als ich kurz vor Ende der Veranstaltung den Raum verließ, habe ich aber in fast ausschließlich erwachsene Gesichter geschaut.

Lie Detectors

Eines der vielen Projekte, die in Schulen gehen, um dort über Fake News aufzuklären. Als Gründe für die Verbreitung von Fake News nennen sie Machtmissbrauch, Geld, Mobbing, Rassismus oder Aufmerksamkeitsgewinn. Die Folgen können sein: Rufschädigung, Vertrauens- oder Geldverlust.

Fake News auf dem Global Media Forum

The false fight against fake news. Anti-desinformation laws and freedom of press

Zugeschaltet per Video
Zugeschaltet per Video

Einen ganz anderen Blick auf Fake News warf man beim Global Media Forum. Dort machte Janjira Sombatpoonsiri darauf aufmerksam, dass beispielsweise in Asien während der Corona-Pandemie viele Länder das Presserecht eingeschränkt haben. Wahr sollte nur noch sein, was die Regierungen dort verlautbarten. Die neutrale Recherche, die zu anderen Ergebnissen führte, war im Sinne der Regierung Fake News und wurde bestraft. Das konnte dazu führen, dass Medien ihre Berichterstattungslizenz verloren. Einige Länder haben diese Maßnahmen nicht rückgängig gemacht aus Gründen der nationalen Sicherheit.

Fake or Fact? Digital Literarcy

Menschen können nur aufgrund von Fakten offen diskutieren. Wer an Falschinformationen glaubt, ist dazu nicht in der Lage. Darum recherchieren Journalist*innen. Wenn die Medienvertreter*innen von Regierungen diskreditiert werden, wird eine solche freie Meinungsbildung immer schwieriger. Darum muss die Gesellschaft lernen, Fake News besser zu erkennen.

Fact Checking

In Krisenzeiten nehmen Fake News zu. Das liegt auch daran, dass zu Beginn noch kein Expert*innenwissen vorhanden sein kann. Wen sollen Journalist*innen in solch einem Fall fragen? Layal Bahnam und Nilgun Yilmaz, die diskutierenden Journalistinnen, nannten verschiedene Tools wie die erweiterte Google-Suche oder Bilderrückwärtssuche.

Toolsammlungen für die Enttarnung von Fake News

Bellingcat ist ein internationales Recherchenkollektiv, das seine umfangreiche Toolsammlung im Internet in einem Google Doc zugänglich macht. Die Navigation für das Dokuments ist unten an der Tabelle.

Das Global Investigative Journalism Network hat ebenfalls eine vielseitige Toolbox ins Netz gestellt.

InVID bietet ein Browser-Plugin, das bei mir leider nicht funktioniert. Die Seite selbst hat einige Tools, um Videos, Fotos oder Tweets näher zu beleuchten.

Bilderrückwärtssuche

Browser Plug-in Search by Image sucht in Google, Bing, Yandex, Baidu und TinEye.

TinEye Reverse Image Search

Fake News erkennen

Newsguard ist eine kommerzielle Lösung, die mit Journalist*innen zusammenarbeitet. Es gibt von der Firma ein Plug in für unterschiedliche Browser. Dieses Plug in ordnet Texte ein. Preis 2,99 Euro/Monat.

Unsicher?

DPA bietet einen Faktencheck per WhatsApp an für alle, die unsicher sind bei manchen Meldungen.

Umgang mit Verschwörungstheoretikern und Hatern

Callspiracy: Call in Sendung der Bundeszentrale für politische Bildung. Hilft Angehörigen von Verschwörungstheoretikern.

Kompetenznetzwerk Hass im Netz: Bietet weiterführende Infos, Veranstaltungen und einen Newsletter an, um zu informieren.

Organisationen und Programme gegen Fake News

Journalismus macht Schule: Journalist*innen machen Schulbesuche

Lie Detectors geht in Schulen und klärt dort über Fake News auf.

Noch mehr Infos

Podcast Welcome to Fake Land: Wie ist es, wenn man sich im Strudel von Lügen befindet?

Widerlegen, aber richtig als PDF zum Herunterladen

Spezial Fake News der Bundeszentrale für politische Bildung

Deutsche Welle: Faktencheck als Video

Faktenchecker

Correctiv

DPA

Klickwinkel

Mimikama

Snopes

Tagesschau

Was tun gegen Fake News?
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Ein Kommentar zu „Was tun gegen Fake News?

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