Ich bin wahrscheinlich eine der wenigen Personen, die WhatsApp nicht mag und auch nur sehr selten nutzt. Tatsächlich gibt es genau drei Menschen, die mit mir über WhatsApp kommunizieren, davon zwei als Gruppe. Und ich habe nicht einen einzigen Dienst über den Messenger aktiviert. Einige Wochen bekam ich die Nachrichten von Brands4Friends auf diesem Weg, weil ich dachte, ich müsse ja irgendwann mal damit anfangen, aber das habe ich schnell wieder gestoppt, weil es mich einfach genervt hat. Möglicherweise auch andere, denn aktuell heißt es auf der Seite des Newsletters „Wir machen Winterschlaf“.
Schon seit einigen Jahren stark
Dabei geht nicht an mir vorbei, was für ein Messenger-Sturm sich dort seit einigen Jahren anbahnt. Bereits 2016 habe ich zur Titelgeschichte im DJV-NRW Journal drei Module beigesteuert: Ich schrieb dort über die Schwäbische Zeitung, die schon früh angefangen hat, Lokaljournalismus auf diesem Weg zum Leser zu bringen, ich habe SIMSme vorgestellt, die deutsche Alternative zu WhatsApp, die leider längst keine so hohe Verbreitung hat, und ich schrieb über RTL, die WhatsApp nutzen, um ganz nah an den Zuschauerinnen dran zu sein.
Heute, drei Jahre später, gibt es so viel mehr Möglichkeiten, die von Medien und Unternehmen per Messenger angeboten werden. Einige sind wirklich innovativ, bei anderen finde ich einfach überraschend, dass sie angeboten werden. Und bei alledem denke ich immer noch: Ich verstehe nicht, warum so viele Menschen darauf abfahren, die Infos per Messenger zu bekommen. Meine Gründe dagegen:
Warum ich keine Messenger mag
- Ich will nicht, dass mein Smartphone ständig summt oder vibriert, was regelmäßig passiert, je mehr Dienste man über Messenger nutzt. Ich finde das schon nervig, wenn ich das bei Freund*innen mitbekomme. Klar, kann man abstellen. Allerdings würde dann das Meiste an mir vorbeigehen. Dann muss ich den Messenger aber gar nicht erst nutzen.
- Von manchen Menschen möchte ich gar keine Nachrichten per Messenger bekommen, weil mir das zu nah ist.
- Mein Smartphone ist gerne mal in meiner Hosentasche oder liegt nachts neben meinem Bett. Will ich an diesen Orten wirklich eine Nachricht bekommen von einem Unternehmen, das mich im Zweifelsfall mit Werbung belästigen möchte? Ich ehrlich gesagt nicht.
Ich scheine mit dieser Meinung aber ziemlich alleine zu sein.
Okay, besser als Telefonhotline
Das zeigt auch ein Artikel von SpringerProfessional, der eine Yougov-Studie zum Thema zusammenfasst. Dort heißt es beispielsweise, dass Nutzer*innen lieber eine Nachricht schicken, als in der Telefonhotline zu hängen. Das kann ich allerdings verstehen. Tatsächlich ist es bei mir so, dass ich auf meine Mails an das Unternehmen, das mir wöchentlich meine Gemüsekiste bringt, nie eine Antwort bekomme. Wenn ich eine WhatsApp-Nachricht schicke, reagieren sie innerhalb von wenigen Stunden. Darum ist dieses Unternehmen bisher auch das einzige, mit dem ich whatsappe.
Die Yougov-Studie habe ich mir übrigens auch angesehen. Demnach nutzen über 60 Prozent der Deutschen Messenger ständig, die Hälfte der Befragten mehrfach am Tag. 45 Prozent der Befragten erlauben WhatsApp, Nachrichten auf den Sperrbildschirm zu bringen. Drittes interessantes Ergebnis der Studie: Das größte Wachstum in der Messenger-Kommunikation hatten 2018 Städte und Gemeinden, Verkehrsbetriebe und Stadtwerke, HR und interne Kommunikation sowie Parteien, Politiker und Verbände. Was mich in diesem Zusammenhang wundert: Warum warnt eigentlich beispielsweise die Polizei nicht per Messenger? Bei der Amokfahrt in Münster 2018 oder bei der Geiselnahme im Kölner Hauptbahnhof wurden die Bürger per Twitter und Facebook gebeten, den Bereich zu meiden. Und das, obwohl Twitter in Deutschland nur ganz wenige Bürger erreicht, und auf Facebook aufgrund des Algorithmus kein Verlass ist. Interessant wäre zu wissen, wie viele Menschen eigentlich die Katastrophen-App Nina des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe installiert haben.
Meine Messenger-Service-Funde
Call a bike von der Deutschen Bahn kann man via WhatsApp abonnieren. Damit man keine Aktion oder neue Station mehr verpasst. Hm. Ich fahre vielleicht zweimal im Jahr mit dem Mietfahrrad. Brauche ich nicht. Aber Ihr vielleicht?
Der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften bietet WhatsApp zur Mitgliederkommunikation an. Übrigens auch konsequenterweise Telegram, was ich wirklich gut finde. Für mich zwar uninteressant, für Euch aber vielleicht nicht.
Das Handwerk-Magazin bietet täglich um 12 seinen Newsletter per WhatsApp an. Nicht ganz mein Fall, aber vielleicht wollt Ihr ihn abonnieren. Dann hier entlang.
Meine beiden Highlights der Messengerkommunikation sind jedoch ganz andere. Da ist zunächst Novi, das ist der Nachrichtenbot von Funk, also ARD/ZDF. Ich gebe zu: ich bin nicht ganz die Zielgruppe. Aber ich habe Novi über den Facebook Messenger abonniert. Er ist übrigens auch über Telegram oder in Kurzform per WhatsApp erhältlich. Novi ist ganz witzig: Die wichtigsten Nachrichten kommen gut zusammengefasst und immer mit einem mehr oder weniger lustigen GIF. Willst du mehr wissen, kannst du in die Tiefe klicken. Das Ganze sieht dann wie ein Dialog aus. Hier kommst du zu Novi.
Und mein echter Favorit ist The Chef by James Patterson. Das ist ein Krimi, der via Messenger erzählt wird. Eingebettet sind immer mal Videos oder Instagrambilder. Ist witzig und spannend, auch wenn ich noch nicht wirklich weit gekommen bin. Ihn könnt Ihr über Facebook lesen.
Wenn Messenger-Kommunikation schief geht
Übrigens klappt das natürlich nicht immer so, wie man es sich als Kund*in vorstellt. Ein Beispiel: Auf der Facebook-Seite eines Cafés in Köln-Ehrenfeld sind bereits Messenger-Fragen vorgegeben. darunter ist die Frage „Kann ich die Speisekarte sehen“. Klickt man das an, kommt als Antwort: „Die Speisekarte ist digital nicht verfügbar“. Da hat irgendjemand das Prinzip nicht ganz verstanden.