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Pforzheim
Pforzheim

Kaum habe ich meine Rubrik zum Demographischen Wandel veröffentlicht, bekomme ich eine Pressemitteilung der Stadt Pforzheim. Dort, so erfahre ich, will man die östliche Innenstadt neugestalten und ist nun auf Investorensuche. Ich schreibe zurück, dass ich zur Pressekonferenz nicht kommen kann – Pforzheim ist nicht um die Ecke, sondern in Baden-Württemberg, und es gibt niemanden, der die Kosten dafür übernehmen würde. Aber, so rege ich an, wir könnten gerne ein Interview zum Thema machen. Als Antwort bekomme ich eine weitere Pressemitteilung. Was ich dort lese, klingt gut:

Handel, Gastronomie, Verwaltung, Wohnen- diese verschiedenen Funktionen sollen gut gemischt zu einer neuen Lebendigkeit und Vielfältigkeit in der Stadt führen. Aufenthaltsqualität soll gesteigert und ein neues, ein besonderes Flair in der Innenstadt erzeugt werden.

Statistik für Pforzheim
Statistik für Pforzheim

Im Prinzip ist das genau das, was Reiner Braun von Empirica rät: „Mindestens genau so wichtig sind aber die weichen Faktoren: ein lebendiges Ortszentrum beispielsweise. Solange es noch Geschäfte gibt, muss man zusehen, dass sie im Ortskern bleiben und sich nicht am Ortsrand ansiedeln. Natürlich braucht man auch Ärzte, Apotheken und einen öffentlichen Personennahverkehr“ lautet seine Antwort auf die Frage, was ein gutes Konzept gegen Bevölkerungsrückgang in einer Stadt ist.

Natürlich frage ich mich nun, wie die Bevölkerungsprgnose der Bertelsmann Stiftung für Pforzheim aussieht. Ich schaue bei Wegweiser Kommune – und bin überrascht: Bis 2020 soll die Bevölkerung in Pforzheim steigen, in den zehn Jahren danach minimal schwanken. Im Vergleich dazu nimmt die Bevölkerung in Baden-Württemberg deutlich ab laut Bevölkerungsprognose. In diesem Zusammenhang wird das Pforzheimer Projekt natürlich noch interessanter: Hat man hier früh genug gehandelt? Zu schade, dass meine Interviewanfrage nicht beantwortet wurde.

Die Pressemitteilung der Stadt Pforzheim – etwas gekürzt

Das, was so sperrig „Wettbewerblicher Dialog Pforzheim Mitte- Bekanntmachung im EU-Amtsblatt“ heißt, bedeutet im Kern den Startschuss für eine europaweite Investorensuche zur Neugestaltung der östlichen Innenstadt rund um das Rathaus. Dabei geht es zunächst um ein Mischquartier am Rathaus mit rund 10.000 Quadratmetern Fläche und ein zweites Baufeld, dem Wohnen am Schlossberg. Jahrelange und detaillierte Vorarbeit mündet jetzt in einem sehr formalen europaweiten Verfahren: „Wir richten heute das Signal an interessierte Investoren in ganz Europa, dass sich in der Pforzheimer Innenstadt etwas bewegt. Unsere Innenstadt soll attraktiver werden, ein eigenes Flair entwickeln und Erlebnisse bieten. Es besteht ein breiter Konsens von Politik, Anliegern und Bürgerschaft in dieser Angelegenheit“, unterstreicht Oberbürgermeister Gert Hager. Genau wie die anderen Redner im Rahmen eines Pressegesprächs beschreibt Hager die Chancen für die Weiterentwicklung der Stadt, „die der Auslöser für eine prosperierende und zukunftsfähige Innenstadt sein werden“.

Man könnte es gedanklich durchaus bei dem jetzt angestrebten Investorenwettbewerb belassen. Doch hinter dem Begriff Pforzheim-Mitte steckt deutlich mehr: Verkehrskonzept, Einzelhandelskonzept, Städtebauliche Rahmenplanung, Leitbild und Nutzungskonzept – Überlegungen für die Innenstadt, die davon zeugen, wie intensiv Verwaltung und Politik in den vergangenen Jahren sich mit der Stadt und ihren Bedürfnissen auseinander gesetzt haben. Den Stadtvätern und –müttern geht es um ein Gesamtkonzept; wenig soll dem Zufall überlassen bleiben. Es geht also um mehr als „nur“ die Innenstadtentwicklung-Ost: Ein Leitbild Innenstadt und das dazugehörige Nutzungskonzept, das unter breiter Beteiligung der Bürgerschaft und Fachplanern entstand und gemeinsam mit dem Gemeinderat derzeit fertiggestellt wird. In diesem Leitbild sind die räumlichen und nutzungsbezogenen Leitlinien für die zukünftigen Entwicklungen der Innenstadt abgebildet – es geht um die Fußgängerzone, um Stadtboulevard, Flussufer, Stadtachse, Kulturachse, Kreativachse und um Gassen und Höfe.

Wer jetzt davon ausgeht, dass bereits morgen alles anders wird, dem muss gesagt sein: solche gewaltigen Prozesse benötigen Zeit. „Mit dem heutigen Tag sind wir auf unserem Weg zur durchgreifenden Umgestaltung der Innenstadt Pforzheims einen großen Schritt nach vorne gegangen. Im Vergleich zu anderen Städten, die ähnliche Projektionen bewegt haben, sind wir schnell, sogar sehr schnell unterwegs, ist sich Oberbürgermeister Hager sicher. Er weiß die große Mehrheit des Pforzheimer Gemeinderates hinter sich in dem Bestreben: Pforzheim soll attraktiver werden – gerne auch „schneller schöner“.

Projekt Pforzheim-Mitte
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