Immer häufiger passiert es mir, dass ich durch einen Ortskern gehe, in dem sich der Leerstand nur noch schlecht kaschieren lässt. Das ist in Einbeck in Niedersachsen so oder in Linz am Rhein in Rheinland-Pfalz. Neulich war ich in Remscheid-Lennep, und auch da offenbarte sich der Leerstand, ein Indiz für den demographischen Wandel.
Hübscher Ortskern in Remscheid-Lennep
Tatsächlich war ich zunächst ziemlich angetan vom gepflegten Ortskern mit Kopfsteinpflaster und den grauen Schindelhäusern. Hübsch, sauber, vorzeigbar. Und dann auch noch das Deutsche Röntgenmuseum! Eigentlich doch ein Besuchermagnet. Doch als ich durch die Straßen ging und in die Fenster schaute, sah ich ihn, den Leerstand, kaschiert mit Vorhängen, Papier oder einer Eisenbahn im Schaufenster. In einem Speisekartenkasten hing ein Zettel: „Hurra, es wird ein kleines Restaurant“ – aber noch einige Monate werde es dauern, stand da. Seit wann der Zettel da hängt, und ob in der Zwischenzeit hier vielleicht tatsächlich Speisen angeboten werden, weiß ich nicht.
Nach einem Blick in Wegweiser Kommune habe ich aber eine Vorstellung, wie sich die Bevölkerungszahl in Remscheid entwickeln wird: Bis 2030 wird ein Minus von 11,6 Prozent vorhergesagt, für Remscheid-Lennep gibt es keine eigene Prognose. Aus einer Stadt mit einer sechsstelligen Bevölkerungszahl wird also ein Ort mit einer fünfstelligen Bevölkerungszahl. Andererseits liegt Remscheid eigentlich nah genug an Köln oder Düsseldorf, den Städten mit Bevölkerungszuzug. Mit etwas Glück könnten in der Zukunft, wenn beide Städte für viele Bürger zu teuer zum Wohnen geworden sind, sich dort Neubürger niederlassen. Dazu muss Remscheid allerdings attraktiv bleiben als Wohnort, also eine eigene Infrastruktur aufweisen, Geschäfte im Zentrum, öffentlichen Personennahverkehr, Kultur, Kunst, Restaurants.
Kein Factory Outlet erwünscht
Speziell im Ortskern vom Remscheid-Lennep sieht man davon jedoch nicht viel. Allerdings gibt es ein Banner an einem Haus, dass die Bürger aufruft sich zu wehren gegen das geplante DOC, ein Designer Outlet. Ob es sinnvoll ist oder nicht, in Remscheid-Lennep ein solches Factory Outlet zu bauen, kann ich nicht beurteilen. Aus Wolfsburg weiß ich, dass dort im städtischen Designer Outlet auch Besucher aus Hamburg und Berlin einkaufen. Das Rheinland fährt allerdings bereits zu Factory Outlets in Roermond und Maasmechelen. Andererseits ist die Ideenbörse auf der Seite der Bürgerinitiative ziemlich leer, der letzte Eintrag ist aus dem Januar 2015. Dafür gibt es von diesem Monat einen offen Brief an den Bürgermeister, in dem die Bürgerinitiative um Auskunft bittet. Denn laut Bericht der WZ Wuppertal soll der Investor bereits mehrere Millionen für das Vorhaben ausgegeben haben.
Designer Outlet, Leerstand oder etwas ganz anderes? Vielleicht hat die Bürgerinitiative noch eine zündende Idee. Oder die Pläne für das Outlet sind schon so weit fortgeschritten, dass es nicht mehr zu stoppen ist? Irgendwie bin ich ja gespannt, wie sich Remscheid-Lennep entwickeln wird.