Abschiedsfeier in Yamba
Abschiedsfeier in Yamba

Heute ist mein letzter Arbeitstag als ehrenamtliche Reporterin in Yamba. Ich kann kaum glauben, wie schnell diese vier Wochen in den Usambarabergen vergangen sind. Auch wenn es Tage und Nächte gab, die mir endlos erschienen – weil es beispielsweise besonders kalt oder stürmisch oder neblig war, weil die Metallschüsseln voll Erde, die wir auf der Baustelle abgetragen haben, kein Ende nehmen wollten, oder einfach, weil es zur Abwechslung statt Linsen Bohnen zu essen gab.

Was ist mein persönliches Fazit nach dieser Auszeit?

Es hat gutgetan, meinen Schreibtisch in Köln zu verlassen, um einmal in einem ganz anderen Bereich journalistisch zu arbeiten. Ich habe sehr viel Spaß dabei gehabt, so frei Themen wählen und Inhalte produzieren zu können, ohne auf Kunden, Anzeigen, Zeilenbegrenzung oder andere Vorgaben Rücksicht nehmen zu müssen. Ich wünschte, ich könnte Zuhause häufiger so arbeiten.

Was werde ich vermissen, und was nicht?

  • Zurück in Deutschland wird es mir fehlen, wenn nicht mehr verblüffend plötzlich aus einem Haus, einem Baum oder einem Feld der Ruf „Hallo Bettina!“ schallt, obwohl ich niemanden sehe.
  • Ich werde die Nachbarskinder vermissen, die täglich kurz vor meiner Tür vorbeigeschaut haben, teils scheu, teils frech, aber immer neugierig.
  • Maiko, Magda und Andy aus dem Management-Team von Village Africa werden mir als zuverlässige Partner bei der täglichen Arbeit fehlen – und als Freunde, mit denen man herzlich lachen kann.
  • Die Sicherheit in Yamba werde ich vermissen: In Köln gehe ich nachts nicht alleine mit Kamera, iPad und einem Bündel Geldscheine durch den Park. In Yamba musste ich jeden Abend zehn Minuten durch teilweise kopfhohes Gebüsch laufen, um zu meinem Zimmer zu kommen. Und konnte sicher sein, dass mir nichts passieren wird. Gleichzeitig werde ich aber diesen beschwerlichen Heimweg im Licht der Taschenlampe nicht vermissen.
  • Der Sonnenuntergang, der jeden Abend anders, aber meistens ein Farbspektakel am Himmel ist, wird mir in Köln fehlen, und auch der Nachthimmel mit der unzählbaren Menge funkelnder Sterne.
  • Ich werde das Zirpen der Grillen vermissen, das Krähen des Hahnes ab 5 Uhr morgens und ein Tagesablauf, der meinem Biorhythmus entspricht: Spätestens um halb zehn schlafen, dafür um sechs mit dem ersten Tageslicht aufstehen.
  • Dafür freue ich mich sehr auf fließendes Wasser, eine lange, warme Dusche mit viel Wasser, eine richtige Toilette, Strom, so viel ich bezahlen kann, einen schnellen Internetzugang, frische Kleidung, eine Waschmaschine, naturtrüben Apfelsaft, Camembert, deutsches Brot und grünen Tee. Reis, Bohnen, Linsen und Kartoffeln wird es die nächsten Monate genauso wenig bei uns zuhause geben wie Ananas, Bananen, Mango oder Wassermelone.
  • Am meisten freue ich mich aber auf meinen Mann, dem ich für seine Toleranz sehr dankbar bin. Als ich ihn im August 2011 fragte, was er davon hält, wenn ich 2012 vier Wochen in Tansania arbeite, sagte er:“Wenn Du wiederkommst, kannst Du das gerne machen!“.

So war die Abschiedsfeier

Meine nahezu tägliche Berichterstattung aus Yamba, aus den tansanischen Usambarabergen, endet mit diesem kleinen Einblick in eine Abschiedsfeier. Die Dorfbewohner geben sie für jeden Ehrenamtlichen, der den Heimweg antritt, als Danke schön für seine Hilfe:

Tansania: Letzter Arbeitstag in Yamba

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