Einige Wochen zurück in Deutschland, etwas Distanz zum Projekt und zum Aufenthalt. Was denke ich heute darüber? Würde ich es nochmals tun? Eine Frage, die sich nicht mit Ja oder Nein beantworten lässt. Grundsätzlich finde ich, dass jeder West-Europäer ab und zu seine Komfortzone verlassen sollte. Ich reise seit 1998 regelmäßig, in der Regel in Lateinamerika und Asien, und halte mich dabei fern von All-inclusive-Anlagen. Mir geht es darum, Land und Leute kennenzulernen. Und dabei wird man auch mit Armut konfrontiert – in Indien, Bolivien oder eben Tansania. Es schadet nicht, sich damit auseinanderzusetzen, und es würde den Dialog zwischen Industrie- und Entwicklungsländern sicherlich verbessern, wenn noch mehr Europäer sich in der weiten Welt umsehen würden. In anderen Worten: ich werde nicht aufhören zu reisen. Und es werden auch in Zukunft Entwicklungs- und Schwellenländer zu meinen Zielen gehören.
Weg vom Schreibtisch
Auch eine Auszeit vom Schreibtisch würde ich mir jederzeit wieder nehmen – wenn sie sich finanzieren lässt. Mir hat es sehr gut getan, nach 15 Jahren als Wirtschaftsjournalistin einmal ein anderes Thema zu beackern, vor Ort zu recherchieren und multimedial zu arbeiten. Das war genau, was ich wollte und brauchte, um wieder zu wissen, warum ich damals eigentlich Journalistin geworden bin. Im Alltagsdruck zwischen Zeilenvorgaben, Anzeigenkunden, Redaktionsschlüssen, Feedbackrunden, Honorarsenkungen und Entlassungen kann man das schon einmal vergessen. Ich bin drei Wochen zurück, ich bin sehr motiviert, und ich weiß jetzt, dass ich mir ab und zu kleine journalistische Projekte außerhalb des Hamsterrades suchen muss, um meinen Job weiter zu lieben. Ich würde auch jederzeit wieder unter solchen Extrembedingungen arbeiten – allerdings wäre es schön, dann einen Kunden zu haben, der dafür bezahlt. Zwar habe ich einige Artikel mit Yamba-Bezug verkauft, aber die Ausgaben für den Aufenthalt waren eben recht hoch.
Nicht mehr nach Yamba
Trotzdem: Nach Yamba werde ich nicht mehr reisen. Zwar kann ich allen, die sich für Voluntourismus interessieren, einen Aufenthalt dort nur wärmstens empfehlen. Aber ich habe dort nichts mehr zu tun. Mehrere 100 Leser haben täglich meinen Blog verfolgt, wenn man der Statistik glauben kann. Sie würden das aber kein zweites Mal tun, denn sie wissen nun, wie es in Yamba ist. Village Africa kann ich jetzt also besser von zuhause aus unterstützen: Mein Mann und ich finanzieren einem Kind, Francis, dort jetzt seine Ausbildung. Ich werde in einigen Wochen einen Informationsabend für Freunde machen, auf dem ein weiteres Mal eine Spendenbox auf dem Tisch steht. Von allen Artikeln mit Yamba-Bezug, die verkauft werden, geht ein Prozentsatz als Spende an die Nicht-Regierungsorganisation, gleiches gilt für die geplante Postkartenedition. Langer Rede kurzer Sinn: Ja, ich würde mir eine solche Auszeit bei einer Entwicklungshilfeorganisation wieder gönnen, aber aus hoffentlich nachvollziehbaren Gründen nicht mehr in Yamba.
Dieser Artikel erschien zuerst auf Englisch auf der Internetseite Allianz Wissen. Diese Seite gibt es nicht mehr.
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