Beim Aufräumen hatte ich heute wieder einmal einen Kontoauszug vom Februar 2020 in den Händen. Ja, das ist ein Jahr her. Und eigentlich ist das schon zu lange, um noch darüber zu berichten. Aber ich habe die Geschichte um das neue Kreditkartenbanking rekonstruiert – und sie ist einfach ziemlich verrückt. Insbesondere, weil kaum ein großes Medium über die massiven Probleme berichtete, die damals ein kreditkartenausgebendes Institut hatte, als es seine Software umstellte.

Um es noch verrückter zu machen: Ich habe meine Geschichte mindestens einem großen Verbrauchermagazin erzählt. Dort sah man aber keine Veranlassung, darüber zu berichten. Nun denn, fange ich mal am Anfang an: 

26. Februar 2020: Gutschrift von einem Cent

Als ich meine Kontoauszüge checke, stelle ich fest, dass meine kreditkartenausgebende Bank mir einen Cent überwiesen hat. Im Betreff steht ein Benutzername und ein Passwort. Ich frage mich, was das soll. Auf der Internetseite der Kreditkartenbankings lese ich, dass das System umgestellt wird, und man sich einmal mit seinen neuen Zugangsdaten anmelden muss. Das probiere ich. Antwort: Bitte überprüfen Sie Ihre Eingabe.

In den kommenden Tagen versuche ich das wieder und wieder – immer erfolglos. Ich versuche die Hotline zu erreichen. Dort läuft ein Band: Man werde per E-Mail informiert, wenn man sich anmelden könne. Das System sei überlastet.

Natürlich ist nie eine Mail gekommen.

27. März 2020: Sie müssen für das neue Kreditkartenbanking Chrome installieren

Einen guten Monat später habe ich noch immer keinen Zugang zum Kreditkartenbanking. In der Zwischenzeit ist eine Kreditkartenabrechnung gekommen, die ich nicht überprüfen kann. Ich frage mich, wer jetzt haften würde, wenn es Fehlbuchungen gäbe. Das hatte ich tatsächlich bereits zweimal – allerdings immer nach USA-Aufenthalten.

Ich greife erneut zum Telefon und erreiche tatsächlich eine Mitarbeiterin. Sie sagt mir, ich müsse mich über Google Chrome einloggen, sonst gehe das nicht. Ich sage ihr, dass ich Chrome nicht installiert habe. Antwort: Dann müssen sie den Browser eben installieren.

Genau das will ich aber gar nicht. Und nun? Ab Mitte April, vielleicht früher oder später, könne man sich auch mit anderen Browsern einloggen, sagt mir die Dame. Großartig, denke ich, und schildere den Fall der Verbraucherzentrale.

31. März 2020: Beschwerde bei der BaFin

Meine Beschwerde bei der BaFin vom 1. April 2020
Meine Beschwerde bei der BaFin vom 1. April 2020

Von dort kommt die Info, dass sich bisher kein*e Verbraucher*in beschwert habe. Nichtsdestotrotz müsse die Bank mir Zugang mit anderen Browsern ermöglichen. Wenn ich keinen Zugang zum Banking habe, und die Hotline nicht bedient werde, solle ich mein Konto kündigen und mich bei der BaFin beschweren. Letzteres mache ich am nächsten Tag.

14. April 2020: Das System ist überlastet

Von der BaFin habe ich bisher keine Antwort bekommen. Dafür habe ich die Möglichkeit, ein Laptop eines Bekannten zu benutzen, auf dem Chrome installiert ist. Ich gebe meine Zugangsdaten ein. Ergebnis: Bitte überprüfen Sie Ihre Eingabe. Am Browser kann es also nicht liegen.

Ich rufe dort wieder an. Eine Stimme vom Band sagt mir: Aufgrund eines hohen Anrufaufkommens könne man meinen Anruf nicht entgegennehmen.

In der Zwischenzeit sind 1,5 Monate vergangen, ich habe eine weitere Kreditkartenabrechnung bekommen, die ich nicht überprüfen kann. Ich frage bei einer befreundeten Verbraucherjournalistin nach, ob man dort etwas von den Problemen weiß. Antwort: Nö.

15. April 2020: Es wird neue Zugangsdaten geben

Ich habe tatsächlich eine nette Person per Telefon erreicht. Sie fragte, wie viele Zeichen mein Benutzername und mein Passwort hätten. Aus welchen Gründen auch immer war das zu lang. Ich sollte neue Daten zugeschickt bekommen. Ob per Brief oder per 0,01 Euro-Überweisung wusste sie allerdings nicht.

26. April 2020: Zugang zum Kreditkartenbanking

Die neuen Zugangsdaten sind per Post gekommen. Aber leider kann ich mich damit erneut nicht einloggen. Ich rufe wieder bei der Hotline an. Ein netter Mann hilft mir weiter: Meine Mailprovider blockt die Mail der Bank mit dem Bestätigungslink schon ab, bevor sie bei mir im Spam-Ordner landet. Ich gebe ihm eine andere Mailadresse, er hinterlegt sie händisch. Wir stupsen mit den Eingabedaten noch einmal an, dass die Mail der Bank versendet wird – und hurra! Nach zwei Monaten bin ich endlich wieder drin.

27. April 2020: Antwort von der BaFin

Probleme mit dem Kreditkartenbanking: Die Antwort der BaFin
Probleme mit dem Kreditkartenbanking: Die Antwort der BaFin

Und jetzt kommt auch die Antwort der BaFin: Ich war also doch nicht die Einzige, die sich dort beschwert hat, entnehme ich dem Schreiben. Dort steht auch, was die Bank alles unternimmt, um das Problem in den Griff zu bekommen.

Ich wundere mich erneut, dass kein großes Medium darüber berichtet hat. Aber vielleicht war Corona in dieser Zeit einfach zu überpräsent.

Wer über die Probleme beim Kreditkartenbanking berichtet hat

Wenn eine Bank das Kreditkartenbanking umstellt – und sich kaum jemand für die damit verbundenen Probleme interessiert
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