No Filter - ein weiteres Buch über Instagram
No Filter – ein weiteres Buch über Instagram

Eine Welt ohne Instagram ist heute kaum noch vorstellbar. Wer 2010 oder später geboren ist, weiß sowieso nicht, wie ein Leben ohne Selbstinszenierung war. Eine Bekannte, Mutter einer 18-Jährigen, erzählte mir neulich voll Stolz, um wieviel besser die jungen Leute darin seien, sich selbst in Szene zu setzen und zu fotografieren. Und ich denke, wenn ich so etwas höre: Die Armen. Wie schrecklich muss es sein, jeden Moment seines Lebens als Bild festzuhalten. Was macht man denn auch mit den vielen Bildern? Ich stelle vermehrt fest, dass ich die auf der SD-Karte meiner Kamera oder die im Speicher meines Handys nur sehr selten hervorkrame, um damit irgend etwas zu machen. Geschweige denn, sie anzusehen. Das Buch No Filter setzt sich mit der Instagramisierung der Welt auseinander.

Auszug aus No Filter
Auszug aus No Filter

Das zweite Buch über Instagram im Jahr 2020

Aber zurück zu Instagram: Irgendwie ist es bezeichnend, dass ich 2020 bereits das zweite Buch über die Social Media Plattform zur Rezension geschickt bekommen habe. Das erste, Unfollow, wirft einen Blick hinter die Kulissen von Instagramern und den ganzen Blödsinn, den Menschen betreiben, um dort erfolgreich zu sein. Meine Güte, als ob es nichts Wichtigeres und Sinnvolleres gäbe, als auf Instagram viele Follower und Likes zu bekommen.

Auszug aus dem Buch
Auszug aus No Filter

Das zweite Buch hat mir jetzt der Plassen Verlag geschickt. (Werbe-Link zu Amazon) Es ist von Sarah Frier, die in den USA lebt, und sich mit Zuckerberg & Co unterhält, um dann Artikel für Bloomberg zu schreiben. Sie schildert die Geschichte von Instagram von der Idee eines eher planlosen Studenten namens Kevin Systrom bis zum Erfolg als Social Media App. Immerhin hatte Systrom schon bei Google und Twitter erste Berufserfahrungen gesammelt, bevor Instagram an den Start ging, und er hatte sich bereits mit dem Facebook-Chef Zuckerberg ausgetauscht.

Buchauszug
Auszug aus No Filter

Spannend dabei: Kevin Systrom überlegte zum Start der App, welchen Nutzen sie haben könnte. Und heute zehn Jahre nach dem Start frage ich mich beim Lesen dieser Zeilen: Welchen Nutzen hat sie denn heute? Untergewichtige junge Frauen ziehen blank, während Männer mit Muskeln meinen, sich ins Rampenlicht stellen zu müssen. Urlaube oder das eigene Zuhause werden gefaked, es wird eine Scheinrealität dargestellt, um mehr und mehr Likes zu bekommen. Und Hashtags werden strategisch eingesetzt, um die Sichtbarkeit zu erhöhen: Wer nach #köln sucht, findet im Wesentlichen junge, in Szene gesetzte Menschen. Auf den Bildern sieht man Köln aber nicht. Noch schlimmer finde ich Bilder, die als Ort „Hamburg“, „Garmisch“ oder sonst irgendwas angegeben haben, aber als Hashtag dann #köln benutzen, um mehr Views zu bekommen. Ist da eigentlich wirklich noch ein Nutzen in Instagram?

Auszug aus No Filter
Auszug aus No Filter

No Filter zeigt, wie Instagram über die Jahre immer schlechter wurde

Interessant finde ich außerdem, dass Instagram schon 2012 Probleme mit Fake-Accounts und Spam hatte. Leider hat sich die Situation seither nicht ein bisschen verbessert – möglicherweise eher das Gegenteil. Spannend ist auch der Dauerkonflikt zwischen Facebook und Instagram. Systrom wollte nie, dass Instagram eines Tages so mit Funktionen überladen sein würde wie Facebook es ist. Aber genau das ist leider passiert. Denn wer weiß denn noch, was der Unterschied zwischen dem Foto- und dem Story-Feed, zwischen IGTV und Reels sein soll? Beim Lesen des Buches scheint mir allerdings, dass man stellenweise gar nicht mehr weiß, ob man ein Buch über Facebook oder Instagram liest. Erschreckend ist auf jeden Fall die Analyse zu Facebooks Rolle und dem Algorithmus bei der Wahl des US-Präsidenten 2016. Ich hoffe, das soziale Netzwerk weiß in diesem Jahr besser, was es zu tun hat.

Auszug aus No Filter
Auszug aus No Filter

Mein Fazit: Das Buch ist schon sehr interessant. Aber auch etwas langatmig. Mir ist einfach egal, was Mark Zuckerberg bei Gesprächen mit den Instagramgründern aus der Gefriertruhe holte – insbesondere, wenn er selbst sich nicht mehr erinnern konnte, was für ein Tier es gewesen war. Eine größere Fokussierung auf das Wesentliche hätte das Buch schlanker gemacht und mehr Dynamik mit sich gebracht.

Gelesen: No Filter. Die Instagram-Story
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