Kennt Ihr diese Tage, an denen so viel nicht reibungslos funktioniert, dass Ihr nur noch den Kopf schütteln könnt? Es geht gar nicht um die großen Katastrophen, sondern um die kleinen Misstöne im Leben. Die vielleicht gar nicht richtig ärgern, aber über die man sich doch wundert. Nehmen wir das Beispiel Zeit. Heute war so ein Tag, an dem diese ziemlich relativ war. Wieder einmal.

Keine feste Zeit: Irgendwann zwischen 8 und 10

Um 8 Uhr heute Morgen sollten die Handwerker kommen. Ich habe mich extra beeilt, um dann auch wirklich fertig zu sein, habe morgens noch das Bad ausgeräumt und den Boden gefegt, denn nach nur drei Monaten sollten endlich Fliesenleger die Löcher im Badezimmer schließen, die während eines Wasserrohrbruchs zwischen den Jahr entstanden waren. Kurz nach 7 saß ich also am Schreibtisch, um wenigstens ein bisschen abzuarbeiten, bevor es an der Tür klingeln sollte. Man hatte mir schon gesagt, dass der Termin nicht ganz fix sei, ich solle fünf bis 30 Minuten Verzug einkalkulieren.

Später oder doch eher früher?

Um 8.43 war jedoch weit und breit noch kein Fliesenleger zu sehen, also rief ich das Unternehmen an. Das Büro war nicht besetzt, ich hinterließ eine Nachricht auf dem AB und wurde knapp zehn Minuten später zurückgerufen. Man entschuldigte sich, man habe einen verpeilten Morgen. Ein Mitarbeiter habe sich krank gemeldet, mit dem zweiten habe es ein Missverständnis gegeben. Man könne in etwa einer Stunde, also gegen 10 bei mir sein. Klar, sagte ich, kein Problem, ich bin bis etwa 14 Uhr da. Zeit genug also. Um 9.30 Uhr überraschten mich die Fliesenleger – jetzt waren sie eine halbe Stunde zu früh. Zeit kann so willkürlich sein, wie sich später am Tag nochmals zeigen sollte.

Fahrrad, Bus oder zu Fuß? Was braucht am wenigsten Zeit?

Ich musste nämlich zu einem Baumarkt und dort eine große Pflanze mit Topf zu kaufen. Der Baumarkt ist nur 1,7 Kilometer zu Fuß entfernt. Ich war aber zu faul zu laufen. Mit meinem Fahrrad konnte ich nicht fahren, weil ich auf dem Rückweg die Pflanze befördern musste. Und mit der KVB hätte ich einmal umsteigen müssen, was in Köln ja zu einem hohen zeitlichen Aufwand führen kann. Nehm‘ ich doch schnell ein Leihfahrrad, dachte ich mir. Als ich das Fahrrad um die Ecke leihen wollte, behauptete die App, mich nicht zu kennen. Ich musste mich also neu registrieren. Dann wollte ich Fahrrad 1 leihen, stellte aber fest, dass der Gurt am Sattel kaputt war. Irgendwo musste ich aber meine Tasche befestigen. Also entschied ich mich für Leihfahrrad 2. Dort ließ sich aber das Schloss nicht öffnen. Ich rief die Hotline an, da meine Leihzeit munter weiter lief. Der Mitarbeiter behauptete, ich sei zu langsam. Erst nach dem dritten oder vierten Versuch glaubte er mir, dass das Fahrrad eine Macke hat und das Display nicht richtig funktioniert. In seinem telefonischen Beisein öffnete ich Leihfahrrad 3, das glücklicherweise direkt daneben stand. Erst nachdem ich aufgelegt hatte, stellte ich fest, dass der Sattel viel zu hoch eingestellt war, und dass er sich nicht herunterziehen ließ. Nach nur 15 Minuten konnte ich endlich losfahren – stehend.

Und dann ganz bequem mit dem Bahn zurück

Die Pflanze mit dem Topf war schnell gekauft. Da ich auf dem Weg zur Haltestelle Venloer Straße/Gürtel von einer 13 überholt worden war und diese mittags im 10-Minuten-Takt fährt, ging ich bei Ankunft an der Haltestelle davon aus, dass die nächste Bahn in zwei Minuten kommen müsste. Nach sechs Minuten stand ich immer noch. Da war schon ein Drittel der Gültigkeit meines Kurzstreckentickets abgelaufen. Dann kam die Bahn doch noch, ich stieg nach nur einer Station aus, um mit der Linie 5 weiterzufahren. Auch sie verkehrt um diese Zeit im 10-Minuten-Takt. Zu meiner großen Überraschung sollte die nächste Bahn aber erst 11 Minuten später fahren, also nicht im Takt und dummerweise lange, nachdem mein 20-Minuten-Ticket abgelaufen sein sollte. Langer Rede kurzer Sinn: Für zwei Mal 1,7 Kilometer plus einen sehr kurzen Einkauf war ich alles in allem gut eineinhalb Stunden unterwegs. Zeit ist so relativ.

Weitere wundersame Erlebnisse findet Ihr in der Rubrik Verbraucherjournalismus.

Alltagswahnsinn: Zeit ist relativ
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