30 bis 40 Kilometer zum nächsten Supermarkt oder Arzt – das ist keine verlockende Aussicht. In einigen Regionen Deutschlands könnte das jedoch bald normal sein. Kai Warnecke, Hauptgeschäftsführer von Haus & Grund Deutschland über eine schrumpfende Gesellschaft und die Folgen für Städte, Dörfer und Regionen.
Rufen bei Ihnen Mitglieder an, die keine Erben haben und sich fragen, was aus ihrer Immobilie werden wird?
Ja, das passiert. Allerdings eher selten, denn Mitglieder von Haus & Grund, die ein Eigenheim erworben haben, haben meistens Kinder. Allerdings ist das Problem natürlich dort gegeben, wo das Haus in einer Region liegt, in der die Kinder oder Enkel nicht mehr leben wollen, weil sie dort keine Arbeit finden. Meistens überlassen es die Eigentümer aber ihren Erben, was schließlich mit der Immobilie geschehen soll. Viele wohnen bis ins hohe Alter selbst im Eigenheim.
Wenn Häuser in einem Ort zerfallen, weil es keine Erben gibt, was bedeutet das für diejenigen, die neu bauen oder kaufen wollen? Ist solch ein Ort in Hinsicht auf den Werterhalt einer Immobilie sinnvoll?
Man muss unbedingt schauen, wo man eine Immobilie erwirbt. Es kann für einen Käufer absolut Sinn machen, in einer schrumpfenden Region ein Haus zu kaufen. Zum Beispiel dann, wenn das Haus mit Grundstück 1000 Euro kostet. Lässt sich das mit dem eigenen Beruf vereinbaren und findet man in akzeptabler Nähe eine funktionierende Infrastruktur, kann man so sehr günstig leben. Wichtig ist allerdings, dass es einen Weg in die Zentren gibt. Wir rechnen damit, dass die Infrastruktur in diesen Regionen nicht erhalten werden kann.
Allerdings: Wer in einer solchen Region verkaufen will, muss sich auf einen dramatischen Preisverfall einrichten.
Welche Regionen in Deutschland sind schrumpfende Regionen?
Das Bundesland Hamburg und das Bundesland Berlin sind die einzigen Bundesländer, in denen bislang keine Schrumpfung zu erwarten ist. Selbst in Teilen Baden-Württembergs und in Bayern wird es zu Schrumpfungen kommen.
Welche gesellschaftlichen Folgen hat der demographische Wandel auf die Schrumpfregionen?
Infrastruktur, Ver- und Entsorgung werden für den Einzelnen teurer. Supermärkte und Ärzte gibt es in diesen Regionen seltener. Wer dort lebt, wird in Kauf nehmen müssen, 30 bis 40 Kilometer zu fahren, um das tägliche Leben zu meistern. Die älteren Bürger können dort in der Regel nicht komfortabel leben, die jüngeren finden häufig keine Arbeit – das befeuert natürlich den Schrumpfungsprozess. Es wird also Regionen geben, in denen in naher Zukunft niemand mehr lebt.
Der demografische Wandel hat auch Auswirkungen auf Verbände wie Haus & Grund.
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