App Store Confidential - eher so hmmm
App Store Confidential – eher so hmmm

Zuerst einmal ist dieses Buch schön. So, wie auch ein iPhone oder ein Mac schlichte Eleganz ausstrahlen, ist auch das Buch: weißes Cover, schlichter Schriftzug. Innen schwarze Seiten, um Kapitel abzutrennen, Zitate von Steve Jobs, die über eine ganze Seite gehen, und die die eine oder andere Saite in mir zum Klingen bringen – auch wenn ich wirklich kein Appleianer bin. Ich nutze zwar die Infrastruktur mit dem Apfellogo, aber das heißt nicht, dass ich dem goldenen Käfig gegenüber nicht auch kritisch bin. Das Buch App Store Confidential, (Werbe-Link zu Amazon) das mir der Murmann Verlag kostenlos zur Rezension überlassen hat, ist rein äußerlich trotzdem ganz im Stil der Marke, und irgendwie ist das wohltuend in dieser Zeit der Reizüberflutung.

App Store Confidential als crossmediales Produkt

Zwar nicht mehr neu, trotzdem nicht oft genutzt in Büchern: QR-Codes. Damit lässt sich jedes Papierprodukt schnell crossmedial aufstellen. Einen QR-Code zu einer Podcastfolge, zu einem Song, zu was auch immer – die Quellenhinweise hat der Autor Tom Sadowski quasi ins Buch eingearbeitet. Das finde ich ganz nett, wobei mir seine ehemalige Band ein bisschen zu oft zitiert und angeteasert wird. Hinzu kommt: QR-Codes mit hinterlegten Links sind so lange gut, wir sich die URL nicht ändert. Allerdings ändern sich URLs oft, wie ich von meinen Blogs und dem Plugin Broken Links Checker weiß.

Und der Inhalt von App Store Confidential?

Mit dem Inhalt des Buches kann ich mich aber nicht anfreunden. Es mag Menschen geben, die keine Ahnung von Wirtschaft haben. Für die ist dieses Buch eventuell interessant. Da sind beispielsweise die Developer Storys – ja, man muss beim Lesen schmunzeln. Aber was nehme ich aus der Story zum Thema Kochen nach App mit? Dass man mit dem Verantwortlichen von Apple befreundet sein muss, um gefeatured zu werden? Das wäre in der Tat ziemlich traurig. Auch die Geschichte über die italienische App ist zwar amüsant – aber was bleibt davon hängen? Dass nicht alle Anbieter von Apps jung, biodynamisch und hipp sind? 

Von wegen confidential

Was ich überhaupt nicht mag an dem Buch, das ist tatsächlich der Titel. Der verspricht nämlich etwas, was das Buch nicht hält. Denn tatsächlich werden keine vertraulichen oder gar geheimen Dinge ausgeplaudert – und eigentlich war das auch klar. Wäre das so, hätte Apple sicherlich verhindert, dass das Buch auf den Markt kommt. Allerdings hat es so fast etwas von Clickbaiting, pardon Buybaiting an sich. Denn diese im Buch beschriebenen Dinge sind doch eigentlich jedem klar, der sich so ein bisschen mit Wirtschaft auseinandersetzt, oder?

  • Apple hat die Anbieter auf dem Schirm, die viele Leute erreichen und deren Produkte oft heruntergeladen werden.
  • Apple steht mehr auf Apps, die langfristig eine Monetarisierung versprechen – beispielsweise über Abo-Modelle. Ist auch klar, schließlich verdient Apple ja auch immer mit.
  • Apple mag Apps, die ihre Technologie unterstützen, also beispielsweise die Synchronisierung in der iCloud ermöglichen.
  • Das Unternehmen steht auf Appanbieter, die zuverlässig bei Kooperationen sind. Tja – so wie meine Kund*innen. Also auch nicht wirklich außergewöhnlich.

Wie wird die App erfolgreich

Dann gibt es noch ein Kapitel dazu, wie eine App im App Store erfolgreich wird. Das mag interessant sein, aber ich glaube nicht, dass die beschriebenen Szenarien wirklich langfristig nachhaltig funktionieren werden. Im Buch heißt es, Abomodelle haben den Einmalkauf in der Beliebtheit beim Kunden abgelöst. Das kann ich echt nicht glauben: Netflix, Telekom Entertain, Amazon prime, Apple Music, Xing professional, Apple TV+, Spotify – das alles kostet monatlich Geld. Zusätzlich zu den Ausgaben fürs Wohnen, fürs Telefon, für Kleidung, Strom, Lebensmittel, Transport, Versicherungen. Irgendwo muss bei jedem die finanzielle Grenze erreicht sein. Dann kann ich einfach keine Abos mehr abschließen.

Hinzu kommt: Habe ich ein Abo, läuft das. Das heißt, bis ich das kündige, um zu einem anderen Anbieter zu wechseln, muss schon etwas Großes passieren. Eine Einmalzahlung dagegen ist aus meinem Kopf, sobald ich sie auf dem Kontoauszug wahrgenommen habe. Da fällt es mir viel leichter, weitere Einmalzahlungen vorzunehmen, eventuell auch für ähnliche Produkte. Mir ist schon klar, dass das für die Unternehmen nicht so toll ist – sie sind natürlich an einem ständigen Geldfluss interessiert. Ich halte Abomodelle aber für kundenunfreundlich. Und ich schließe sie auch nur dann ab, wenn es gar nicht anders geht.

Und noch ein Punkt: Wie hoch ist eigentlich die App-Sättigung? Ich habe drei Bildschirme voll mit Apps, viele sortiert in Ordner. Und meistens weiß ich gar nicht, welche Alternativen ich so auf dem Smartphone habe, weil ich sowieso immer nur dieselbe nutze. Im Urlaub muss ich mich regelrecht dazu zwingen, verschiedene Apps zu benutzen, um beispielsweise zu fotografieren. Gerade bei den Foto-Apps bringt jede noch x unterschiedliche Filter mit – wann nutze ich die denn alle? Und brauche ich wirklich weitere Apps? Ich bin da sehr vorsichtig geworden und überlege es mir gut, ob ich eine weitere App installiere oder nicht.

Da gibt’s was zu hören – klappt nicht immer

Ich bin zwar auch ein großer Freund des Hörens. Früher habe ich bei Autofahrten Podcasts gehört, heute höre ich sie über den Homepod während des Kochens oder im Zug oder Flieger. Aber: Es gibt Themen, die als Video deutlich besser funktionieren als Audio. Darum bin ich auch beim Thema „Vom Sehen zum Hören“ nicht der Meinung von Sadowski: Kochen nach Audioanweisung beispielsweise halte ich für schwierig. „Jetzt schneiden Sie bitte die Zwiebeln klein“.

Ich kenne genügend Leute, die mich dann fragen: Wie klein? In Ringe oder in Würfel? Sage ich „in Würfel“ kommt wieder die Frage: Wie groß sollen die Würfel sein? Das kann man sich im Video ansehen. Und das ist hilfreich. Wenn Audio, dann müsste das interaktiv sein – also beispielsweise über den Homepod, der mir diese Frage sinnvoll beantwortet. Und dann bitte nicht „Du sollst die Zwiebeln in Würfel in der Größe von 0,5 bis 1 Zentimeter schneiden“. Ähnlich ist es bei Fitness-Übungen. Wer einmal versucht hat, mithilfe von Audiopodcasts beispielsweise Yoga zu machen, versteht, dass man ab und zu Bilder benötigt. 

Mein Fazit zu App Store Confidential

Um ganz ehrlich zu sein: ich bin von dem Buch enttäuscht. Umso mehr, als dass ich aus dem Murmann Verlag ein Buch zur Internetsicherheit gelesen habe, das richtig gut war. Trotzdem möchte ich nicht ausschließen, dass Menschen, die nicht so tief in der Materie sind wie ich, daran ihren Spaß haben können. Um auch etwas Positives zu sagen: Die Checkliste, wie man sich am besten verhält, um von Apple gefeatured zu werden, ist äußert nutzwertig. Alleine dafür hätte man allerdings nicht ein ganzes Buch schreiben müssen 😉

Gelesen: App Store Confidential
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