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"Eine Gesellschaft in Unfreiheit" - als Korrespondenten in China
„Eine Gesellschaft in Unfreiheit“ – als Korrespondenten in China

China. Ich erinnere mich an meine Reise im Jahr 2014. Vier Wochen waren wir unterwegs in Beijing, Shanghai, Guangzhou und an einigen anderen Orten. Ich erinnere mich daran, wie verlassen man sich fühlt, wenn man kein Wort versteht und lesen kann. Und ich erinnere mich an unseren unvergesslichen Besuch bei McDonalds in Qingdao.

Geboren aus der Not war diese Einkehr, weil wir kein einziges Café oder Restaurant gefunden hatten. Und weil man uns Gutscheine mit Bildern in die Hand drückte. Wir gingen davon aus, dass nichts schief gehen kann, wenn man seine Speise auf Bildern sieht. Den überraschten Blick und die Nachfrage der Bedienung habe ich nicht verstanden, bis sie mit zwei Tabletts voll mit Burgern, Fritten, merkwürdigen Getränken und Süßspeisen ankam, und ich mich fragte, wie wir das alles essen sollten. Und wo genau der Fehler beim Bestellen passiert war. Alles in allem hatten wir eine gute Zeit in China. Aber ob ich dort leben und arbeiten wollte?

Als TV-Korrespondenten in China

Ich bewundere Marcel Grzanna und Pia Schrörs, die genau diesen Schritt gingen. Ein Sprung ins kalte Wasser, ohne großes Wissen um die Arbeit von Korrespondenten in einem solchen Land. Ihre ersten Tage in Beijing, die sie in dem Buch (Werbe-Link zu Amamazon) „Eine Gesellschaft in Unfreiheit“, das mir der Goldmann Verlag kostenfrei zur Rezension überlassen haben, beschreiben, erinnern mich stark an meine Gefühle bei der Reise. Kleiner Unterschied: ich bin einfach wieder zurück nach Deutschland geflogen.

Marcel und Pia hatten alle Zelte in Deutschland abgebrochen, Jobangebote ausgeschlagen und gekündigt: Sie mussten das Beste daraus machen. Und das hat bewundernswerterweise geklappt. Allerdings natürlich nicht ohne Umwege und Krisen. Weil sie so offen darüber schreiben, was ihre Probleme waren, wo sie selbst möglicherweise zu naiv waren, ist dieses Buch ausgesprochen authentisch. Und sehr spannend. Man möchte sagen: wie ein Krimi. Allerdings ist es noch viel spannender, wenn man sich überlegt, dass es sich hierbei um eine reale Geschichte handelt. Schließlich sind die beiden mehrfach vor der Polizei geflüchtet. Bitter finde ich das Verhalten europäischer Medien, wenn sie Druck aus China bekamen. Zwar haben sie wohl nicht immer auf den Druck reagiert – manchmal aber schon. Was Marcel da beschreibt, passt zur Geschichte Richard Gutjahrs, der sich vom BR alleine gelassen fühlt, obwohl er seit Jahren mit übelsten Anfeindungen leben muss – nur weil er seinen Job als Journalist gemacht hat.

Überwacht oder nicht?

Ich habe in Beijing übrigens auch einen Journalisten getroffen. Den Kontakt hatte mir ein Prof meiner ehemaligen Uni verschafft. Und ich war überrascht darüber, wie offen und scheinbar unbedarft er mit uns in einem Café gesprochen hat. Im Nachhinein frage ich mich, ob er uns vielleicht nicht immer die Wahrheit gesagt hat. Oder ob er und somit wir möglicherweise überwacht wurden, ohne es zu bemerken. Denn was Marcel im Buch beschreibt, klingt so, als ob es eher die Ausnahme sei, nicht überwacht zu werden. 

So oder so: Das Buch „Eine Gesellschaft in Unfreiheit“ gibt ausgesprochen interessante Einblicke in die Arbeit von Korrespondenten in China. Und ist überdies eine einzige Liebeserklärung an Pia, wie ich finde. Die Romantik kommt also auch nicht zu kurz ;-).

Gelesen: Eine Gesellschaft in Unfreiheit
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