Wer bloggt, wünscht sich Kommentare. Sie sind schließlich ein Zeichen dafür, dass gelesen wird, was man so schreibt. Nun ist es kein Geheimnis, dass das Schreiben von Blogkommentaren auch dabei hilft, seine eigene Marke aufzubauen. Schließlich scheint Experte zu sein, wer etwas sinnvoll zu einem Blogbeitrag ergänzen kann. Manchmal ist die Grenze zum Spam aber fließend, wie sich an diesem Beispiel zeigt.
Aufeinanderabgestimmte SPAM-Kommentare
Es ist ein Sonntagmorgen, als mir mein Kollege Timo eine Nachricht schickt: Ob ich bitte mal einen Blick auf zwei Kommentare unter seinem Beitrag zum digitalen Nachlass werfen könne, sie scheinen ihm aufeinander abgestimmt zu sein. Ich schaue: Der erste ist erst einmal ganz ok. Andrievs schreibt, dass er auf einer anderen Seite zum Thema einiges gefunden habe. 13 Tage später kommentiert Milena: Sie habe sich das mal angesehen, da gebe es ja sehr viele Inhalte, und wenn man registriert sei, seien es noch mehr. Dazu kommt eine Auflistung, was genau man auf der entsprechenden Seite findet. Das hat ein Gschmäckle, denke ich.
Da die beiden Autoren eher ungewöhnliche Namen haben, entschließe ich mich, nach ihnen in Kombination zu suchen. Ich werde beim Blog der Sparkasse Kassel fündig. Dort hat das Pärchen quasi 1:1 das Gleiche unter einen thematisch ähnlichen Artikel geschrieben wie bei Timo, ebenfalls mit einem Abstand von einigen Tagen. Auch dort sieht es so aus, als ob die beiden sich nicht kennen. Es wundert mich dann nicht mehr, dass ich auf der Internetseite der Wirtschaftswoche unter einem dritten Artikel zum Thema wieder diese beiden Kommentare finde.
Spam-Kommentare unter der Lupe
Ich suche aus Spaß nach den beiden Kommentatoren: Zu Andrievs Eiche findet man wenig deutsche Suchergebnisse, zu Milena Kubiks scheint es einiges zu geben. Aber alle Links führen zu mehr oder weniger toten Pinterest-, Google+- oder Facebook-Seiten. Außer den Kommentaren zum digitalen Nachlass gibt es also nichts von ihnen. Das spricht nicht für sie. Warum sollten Menschen, die im Internet nicht aktiv sind, ausgerechnet hier ausführliche Kommentare unter ihrem echten Namen hinterlassen? Jetzt schaue ich mir noch die Seite an, auf die Andrievs verlinkt hat:
- Sie hat ein Impressum – das ist gut.
- Ganz unten auf der Seite gibt es einen Link zu einer Gebührentabelle. Dieser Link dürfte offensichtlicher sein, aber immerhin gibt es ihn.
- Die Seite ist nicht für mobile Geräte optimiert und ich finde in dem Wort Lebensversicherung einen Rechtschreibfehler. Es soll nicht der einzige bleiben. Das spricht nicht wirklich für die Betreiber.
- Die Usability der Seite ist eigenwillig – Links sind beispielsweise oft nur durch ein Symbol dargestellt, es sind nicht ganze Wörter verlinkt.
- Auf mich wirkt die Seite nicht professionell. Doch beim digitalen Nachlass geht es um ein sehr sensibles Thema. Zwar sagen die Betreiber, alle Informationen seien dort sicher. Doch wie kann ich als Nutzer davon ausgehen, dass eine Seite wirklich sicher ist, wenn sie schon im offenen Bereich diese Mängel aufweist?
Natürlich muss jeder selbst wissen, wo er eine digitale Kopie seines Testaments hinterlegt, und wo er Passwörter zu sozialen Netzwerken aufbewahrt, um sie den Erben zugänglich zu machen. Ich würde diese sehr vertraulichen Informationen nicht auf einer Seite deponieren, auf die auf mehreren Internetseiten mit identischen Kommentaren hingewiesen wird.
Ein sehr interessanter Beitrag wobei ich doch in Frage stelle, ob es Sinn macht, so viel Zeit in die Überprüfung der Kommentare ansich zu investieren! Selbst wenn man sich „eine Marke aufbauen“ möchte, dann geht es doch letztlich einzig darum, beim Inhalt des Kommentars, zu verifizieren, ob dieser Sinn macht oder nicht! Oder lieg ich hier ganz falsch! Wenn man auf das Thema genau Bezug nimmt, ist es doch eigentlich zweitrangig was die Intention ist, die dahintersteckt. Zumindest sehe ich das so! LG an dich, Sabine!
Danke für deinen Kommentar, Sabine. Das kann jeder halten, wie er möchte. Timo und ich legen großen Wert darauf, dass unsere Blogs professionell und seriös sind. Schließlich sind sie die Grundlage für unsere Marke(n) und somit auch für unsere wirtschaftliche Existenz. Es gibt durchaus einige Internetseitenbetreiber, die ein Stück von uns ab haben möchten. So etwas funktioniert beispielsweise darüber, dass eine Internetseite, die bei Google gut gelistet ist, auf eine verlinkt, die nicht so gut gelistet ist. Oder dadurch, dass man auf einer Seite mit vielen Besuchern kommentiert, um so Besucher auf die eigene Seite zu ziehen. Wir geben gerne ein Stück vom Kuchen ab – wenn der andere mit offenen Karten spielt und die gleichen Wertvorstellungen hat. Wenn aber eine unseriöse Seite uns als Sprungbrett nutzt, um Verbraucher im schlimmsten Fall abzuzocken, dann geht das nicht. Denn das fällt auch auf uns zurück.