Ich lese gerne Bücher, die Journaliste*innen geschrieben haben. Oft sind sie einfach besser geschrieben, als Bücher von anderen Autoren. Hinzu kommt, dass sie meist Einblicke in spannende Themen geben. Aber auch fiktionale Bücher, in denen es irgendwie um Journalist*innen geht, mag ich. Möglicherweise, weil die Identifikationsmöglichkeit mit ihnen hoch ist. In diesem Artikel will ich auf Bücher von und über Journalist*innen aufmerksam machen, die ich aus welchem Grund auch immer für lesenswert halte. In diesem Beitrag werde ich künftig immer wieder Bücher von und über Journalisten und Journalistinnen vorstellen.
Journalistin als Protagonistin im Krimi
Zugegeben: Das ist keine große Literatur, sondern eher ein Krimi, den man schnell weglesen kann. Aber: Die Protagonistin in Totenstille. Denn das wahre Böse ist lautlos (Werbe-Link zu Amazon) ist Journalistin. Sie arbeitet in einer Mini-Lokalredaktion und wird während Ihrer Recherchen damit konfrontiert, dass die Dorfbevölkerung ihre Texte nicht mag. Zu negativ seien sie, das sei arbeitsplatzgefährdend und würde Tourist*innen abschrecken. Ich schätze, das entspricht in vielen Redaktionen dem Alltag. Und in der Tat: Wenn man in einem Dorf alle kennt, ist man zwar nah dran. Aber zu viel Nähe kann eben auch zum Problem werden, wenn man dabei ist, eine Geschichte aufzudecken. Mir hat gut gefallen, dass das thematisiert wurde – und auch, dass ich bis zum Schluss nicht wusste, wer der Mörder ist.
Unter Palmen aus Stahl (Dominik Bloh)
Dominik Bloh ist kein typischer Journalist, Blogger oder Autor. Ganz im Gegenteil. Er wurde als Teenager von seiner Mutter auf die Straße gesetzt. Dort hat er sich durchgeschlagen, hat überlebt, und er hatte unfassbar viel Glück: Der Ankerherzverlag gab ihm eine Plattform. Er wurde zum Blogger. Seine Beiträge erscheinen als Kolumne in der Hamburger Morgenpost. Und schließlich hat er auch noch ein Buch über seine Zeit auf der Straße geschrieben, Unter Palmen aus Stahl (Werbelink zu Amazon) Es ist ein Buch, das traurig macht, das wütend macht – auf Dominiks Mutter, auf die Gesellschaft, auf die Behörden. Es ist ein Buch das Hoffnung macht, weil die Geschichte so unglaublich klingt und positiv endet. Und es ist ein schönes Beispiel dafür, dass Journalismus ein offener Beruf ohne Zugangsvoraussetzungen ist.
Vorsicht Schleichwerbung! (Dominik Bartoschek/Volker Wolff)
Es gibt Blogger*innen, die mit größter Ignoranz immer wieder behaupten, sie stünden unter Generalverdacht, Werbung nicht zu kennzeichnen, Journalist*innen dagegen dürften alles. Das ist natürlich Quatsch. Schon alleine deswegen, weil Journalismus kein geschützter Beruf ist, und sich dementsprechend auch jede*r Blogger*in als Journalist*in bezeichnen darf – wenn er denn journalistisch arbeitet. Und auch wenn der Pressekodex freiwillig eingehalten wird, so gibt es meines Wissens doch kaum Medien, die ihn nicht zur Grundlage ihrer Arbeit machen. Verstößt eine Zeitung oder eine Zeitschrift gegen den Pressekodex, so kann der Presserat eine Rüge aussprechen. Und das passiert auch tatsächlich mehrfach im Jahr. Hinzu kommen dir Richtlinien des Zentralverbands der Deutschen Werbewirtschaft, die ebenfalls beachtet werden müssen. Wer sich dann noch mit den Kennzeichnungsrichtlinien der Landesmedienanstalten für Blogger auseinandersetzt, und zusätzlich das Buch „Vorsicht Schleichwerbung!“ (Werbe-Link zu Amazon*) liest, wird viele Übereinstimmungen finden.
Worum geht’s bei diesem Thema eigentlich?
Das Buch aus dem UVK Verlag ist zwar schon von 2010, aber es hilft, zu verstehen, um was es eigentlich bei der Kennzeichnungs-Diskussion geht. Denn Werbung gibt es in verschiedenen Formen: Neben der bezahlten Anzeige, die als solche kenntlich gemacht werden muss, gibt es beispielsweise Kopplungsgeschäfte und Product Placement. Bei Kopplungsgeschäften wird eine kostenpflichtige Anzeige geschaltet, wenn im redaktionellen Teil über das entsprechende Unternehmen geschrieben wird. Absolut verboten, wie ich aber aus PR-Agenturen immer wieder höre, Alltag bei vielen Fachmedien. Beim Sponsoring zahlt ein Unternehmen eine Summe X, ohne auf das Thema und den Inhalt eines Beitrags Einfluss zu nehmen. Product Placement ist eine Form der Schleichwerbung, und es spielt dabei keine Rolle, ob für das Erwähnen oder Zeigen eines Produkts Geld geflossen ist oder nicht: Es ist verboten.
In dem Buch sind viele Beispiele dafür, was gerügt wird, und was nicht. Außerdem gibt es zwei ausführliche Kapitel zu den Themen Produkt- und Wirtschaftsberichterstattung, die beide schnell in die Nähe von verbotener Werbung kommen können. Dafür reicht es sowohl in den sozialen Medien als auch in der Tageszeitung bereits aus, wenn zu positiv über ein Produkt oder eine Dienstleistung berichtet wird. Das Buch macht deutlich, was auch die Landesmedienanstalten immer wieder betonen: Es gibt nicht nur schwarz und weiß, sondern sehr viele Grauabstufungen. Darum muss jeder Einzelfall bewertet werden. Dabei helfen die im Buch dargestellten Beschwerden beim Presserat und dessen Entscheidungen dazu.
Berichte aus Syrien. Der Morgen als sie uns holten (Janine de Giovanni)
Janine de Giovanni ist Kriegsberichtserstatterin. Sie macht einen Job, der super wichtig ist, den ich aber niemals machen wollte. Das Buch (Werbe-Link zu Amazon*) habe ich mir gekauft, um endlich zu verstehen, um was es im Syrien-Krieg eigentlich geht. Verstanden habe ich das leider auch nach der Lektüre nicht. Das mag auch daran liegen, dass ich sehr lange dafür gebraucht habe, das Buch zu lesen. Es ist einfach schrecklich hart. Denn Janine de Giovanni beschreibt recht schonungslos von gefolterten Menschen, von Beschuss – eben von Krieg. Auch wenn sich meine Erwartung nicht erfüllt hat, so nehme ich doch eine ganze Menge aus dem Buch mit. Da ich persönlich keine Syrer*innen kenne, habe ich durch das Lesen zumindest einen Einblick in das Leben einiger Syrer*innen vor dem Krieg bekommen, und auch erfahren, wie lange viele offensichtlich nicht wahrhaben wollten, welche Katastrophe sich in ihrem Land anbahnt. Kein Buch, um mal eben abzuspannen.
Die Cyberprofis. Lassen Sie Ihre Identität nicht unbeaufsichtigt (Tina Groll/Cem Karakaya)
Tina Groll ist Journalistin und sie ist Opfer von Identitätsdiebstahl geworden. Was für mich lange nicht mehr als ein theoretischer Begriff war, hat durch dieses Buch ganz neue Dimensionen bekommen. Sie hat es mit dem Cybercrime-Experten Cem Karakaya geschrieben. Bei allen beschriebenen Fällen von Internetkriminalität kann einem sehr anders werden. Ich habe es darum an anderer Stelle ausführlicher beschrieben. Klare Leseempfehlung.
Mensch 4.0. Frei bleiben in einer digitalen Welt (Alexandra Borchardt)
Alexandra Borchard hat über zwei Jahrzehnte als Journalistin gearbeitet, zuletzt bei der Süddeutschen Zeitung. In ihrem Buch beschreibt sie ausführlich wie die Digitalisierung unser aller Leben in allen vorstellbaren Bereichen verändern wird. Weil das Buch sehr spannend ist, habe ich es an anderer Stelle ausführlicher beschrieben. Lesen lohnt sich.
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