Weißt du, was Crowdlending ist? Dabei leihen Privatleute anderen Geld, und zwar über eine Plattform. Das hat einige Vorteile für diejenigen, die Geld benötigen. Freiberufler*innen beispielsweise, denen Banken oft nicht so gerne einen Kredit geben, können dort auf Geld hoffen. Auch für diejenigen, die Geld verleihen wollen, ist das Angebot attraktiv: Sie bekommen dort eine höhere Rendite, als wenn das Geld auf dem Konto verschimmelt. Allerdings müssen sie zunächst ein Konto bei einer Bank eröffnen – und sich zumindest bei einem der großen Crowdlending-Anbieter per Post-Ident-Verfahren legitimieren.
Nun ist das Post-Ident-Verfahren eigentlich eine gute Sache. In Zeiten einer Corona-Pandemie ist es aber vielleicht etwas old school. Insbesondere, da man sich bei einigen Onlineplattformen auch schon per Video-Ident oder über den Personalausweis und seine smarten Funktionen ausweisen kann. Übrigens bietet die Deutsche Post diese Möglichkeiten durchaus an. Es ist diese eine Crowdlending-Plattform, die ich hier nicht nennen möchte, die offensichtlich die Zeichen der Zeit gerade verpennt.
Das war mein Problem beim Post-Ident-Verfahren
Zunächst geht alles ganz normal seinen Weg: Ich registriere mich, lege ein Profil an. Jetzt muss ich mich nur noch per Post-Ident legitimieren, damit mein Konto bei der Kooperationsbank eröffnet wird. Eigentlich kein Problem, Post-Ident habe ich schon mehrfach gemacht. Doch just in diesem Zeitraum ist mein Personalausweis abgelaufen und der neue ist noch nicht abholbereit. Also bleibt der Antrag zunächst einige Wochen bei mir liegen. Die Plattform bombardiert mich förmlich mit Mails, dass ich doch endlich meine Registrierung abschließen soll.
Nachdem ich den Personalausweis abgeholt habe, drucke ich die zugehörigen Unterlagen aus und gehe zur Post. Sie ist leider wieder einmal so voll, dass ich mich in die lange Schlange vor der Tür einreihe. Nach etwa 30 Minuten bin ich am Schalter und lege meine Unterlagen vor. Die Postmitarbeiterin sagt mir nach intensivem Studium der Unterlagen, dass sie nichts für mich tun kann, weil die Referenznummer fehlt. Wir öffnen sogar nochmals mein Kuvert: keine Referenznummer.
Video-Chat oder eAusweis statt Menschenschlange
Ich weiß nicht, ob die Postmitarbeiterin einen Fehler gemacht hat, das ist mir in diesem Zusammenhang auch egal. Für mich stand nur fest, dass ich es ein Unding finde, dass ich als Kundin mitten in einer Pandemie sehr lange in einer Menschenschlange stehen muss, um mich zu legitimieren, obwohl es längst modernere Möglichkeiten gibt. Der Vorteil beispielsweise eines Videochats oder des Einsatzes des eAusweises: Ich kann das bequem von zuhause aus nutzen, also ohne in einer Menschentraube stehen zu müssen.
Also habe ich eine Mail an die Dame geschrieben, die mich in den Wochen davor ständig daran erinnert hat, dass ich meine Registrierung abschließen soll. Ich denke, ich war recht höflich.
Ihre Antwort fällt kurz und knapp aus: Es gibt nur Post-Ident, eine Referenznummer braucht man nicht, das Verfahren sei nur in großen Filialen möglich.
Nun ist die Filiale in Köln-Ehrenfeld die größte in meinem Umkreis. Oder anders gesagt: Sie ist ziemlich groß, und ich habe dort bereits mehrfach Post-Ident gemacht. Wenn nicht dort, wo dann? Da ich keine Lust hatte, mich nochmals für eine halbe Stunde für nix anzustellen, habe ich also darum gebeten, dass besagte Plattform meine Daten löscht. Dann investiere ich mein Geld eben anderswo. Ich gebe zu, ich hätte dort einen höheren Digitalisierungsstand erwartet. Da habe ich mich wohl getäuscht.