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Texte aktualisieren: So kann eine Aktualisierung aussehen
So kann eine Aktualisierung aussehen

Die Dinge ändern sich schnell. Das merke ich im Verbraucherjournalismus oft: Ein neues Gesetz, eine noch fiesere Abzockmasche, ein Produkt, dass es nicht mehr gibt. Meine Online-Kunden fragen mich darum regelmäßig, ob ich die alten Texte aktualisieren kann. Das gehört zu meinem Alltag und ich finde es sinnvoll. Außerdem weiß ich natürlich auch: Google findet das gut.

Also schaue ich mir die alten Texte an: 

  • Stimmen die Links noch? 
  • Gibt es den Gesprächspartner noch? 
  • Hat sich durch neue Gesetze oder Regelungen etwas verändert?

Meine Kunden gehen allerdings sehr unterschiedlich vor, was die Anforderungen und die Bezahlung betreffen:

  • Kunde D bezahlt mich nach dem Stundensatz, den wir vor elf Jahren ausgehandelt haben. Ich verlange zwar heute deutlich mehr bei Neukunden – aber wir sind uns schon so lange treu, und ich arbeite schon so lange und so viel für ihn, dass das okay ist.
  • Kunde M bezahlt mich ebenfalls nach dem ausgehandelten Stundensatz. Der liegt deutlich höher als der bei Kunde D. Er ist also sehr fair. In beiden Fällen läuft eine digitale Stechuhr mit, die genau aufzeichnet, wie viele Minuten oder Stunden ich pro Artikel für eine Aktualisierung brauche.
  • Kunde V bezahlt eher so pi mal Daumen: Wie hoch war der Aufwand? Ist am Ende ein ganz neuer Text dabei herausgekommen? Dann gibt es auch das volle Honorar. Das finde ich okay, weil der Kunde immer fair ist.

Was ich beim Texte aktualisieren überhaupt nicht in Ordnung finde

Und dann gibt es noch Kunde A. Er will üblicherweise nicht nur eine normale Aktualisierung. Für ihn müssen auch die Überschriften und die ersten Sätze neu gemacht werden. Außerdem schickt er neuerdings immer SEO-Keywords mit. Die sind bei den alten Texten früher nicht eingebaut worden. Jetzt soll ich das machen – zusätzlich zur Aktualisierung. 

Texte aktualisieren bedeutet aber beispielsweise auch: Den Gesprächspartner fragen, ob die Zitate noch aktuell sind. Diesen Monat hatte ich gleich zwei Texte, bei denen es den ehemaligen Gesprächspartner in der Organisation nicht mehr gab. Es musste also ein neuer Gesprächspartner gefunden und die Zitate entsprechend angepasst werden. Für die Aktualisierung plus Zitatabsprache plus SEO zahlt er pauschal 35 Euro plus Umsatzsteuer. Mein Stundensatz liegt über 70 Euro. Dementsprechend dürfte ich nicht viel länger als 20 Minuten für einen Artikel benötigen. Doch in 20 Minuten habe ich mich gerade wieder richtig in den Text eingelesen und die Zitate per Copy & Paste an den ehemaligen Gesprächspartner geschickt. Besonders fair ist dieses Honorar also nicht.

Aber bitte mit neuen Perspektiven

Noch unfairer: Plötzlich wollte er bei einem Artikel gleich zwei weitere und neue Perspektiven eingefügt haben, für die ich ganz neu recherchieren musste. Ich habe mich gewehrt und ihm geschrieben, dass das für 35 Euro nicht möglich ist. Daraufhin hat er das Honorar verdoppelt – immerhin. Aber auch für 70 Euro hatte ich unfassbar viel Arbeit mit dem Artikel. Das finde ich sehr ärgerlich. Ich habe den Artikel darum im Überarbeitungsmodus zurückgeschickt, damit er sieht, wo alter Text erhalten ist, und was neu geschrieben wurde. Das Ergebnis: Fast der gesamte Text war rot.

Gerne würde ich diesen Kunden aussortieren. Ich mache es derzeit aber nicht, weil die Coronapandemie auch bei mir zu einem Gewinnrückgang von ungefähr 30 Prozent geführt hat. Aber ich bin über dieses dreiste Vorgehen ziemlich enttäuscht. Sich unter dem Deckmäntelchen „Text aktualisieren“ eben einmal einen ganz neuen Artikel für 35 Euro schreiben lassen wollen, das ist schon ziemlich unfair.

Darum kann und möchte ich diese Vorgehensweise auch nicht einfach so akzeptieren. Was also mache ich?

Bei Artikeln, die deutlich mehr sind als eine Aktualisierung, mache ich den Kunden darauf aufmerksam, dass diese Arbeit nicht im Standardhonorar enthalten ist. Mit immerhin kleinem Erfolg, wie man sieht.

Ich lasse mich zeitlich nicht unter Druck setzen: Wenn mein Kalender voll ist, schreibe ich, dass ich die Aktualisierung für 35 Euro machen kann, aber nicht zum erwünschten Termin, sondern erst später. Das verschafft mir die Luft, die Arbeit an einem Tag zu machen, an dem es sonst nicht viele Aufträge gibt. Als Lückenfüller ist so ein Auftrag gerade noch okay. Auch darauf hat er sich bereits eingelassen.

Ich überprüfe den veröffentlichten Text mit meinem Original auf der Festplatte. Mehrfach habe ich dabei festgestellt, dass der Kunde aus meiner Sicht relevante Absätze aus welchen Gründen auch immer einfach vor der Veröffentlichung herausgestrichen hatte. Bei der Aktualisierung füge ich sie im Überarbeitungsmodus wieder ein. Das geht schnell und spart mir viel Zeit und Arbeit. Die Fakten und Links muss ich natürlich trotzdem auf Aktualität prüfen, und auch wegen der Zitate nochmals auf die Gesprächspartner zugehen. Aber immerhin: Mein Aufwand lässt sich dadurch zumindest ein bisschen drücken.

Texte aktualisieren: Wie unterschiedlich Kunden zahlen
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