Screenshot Hallimash
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Früher war alles ganz einfach: Da musste, wer in Zeitungen und Magazinen auftauchen wollte, gute Kontakte zu Journalisten pflegen. Heute ist das nicht mehr nötig. Denn erstens kann jede Organisation, jedes Unternehmen selbst senden. Zweitens gibt es nicht-journalistische Blogger, die sich auf Kooperationen einlassen, die der deutsche Presserat anstößig finden könnte. Leider haben das „Jeder ist (s)ein Sender“-Prinzp viele PR-Agenturen und Pressestellen noch immer nicht verstanden.

Pressemitteilungen an jedermann

Und das ist einer der Gründe, warum mein Mailfach regelmäßig geflutet wird mit Pressemitteilungen, zu denen ich keinen Bezug habe. Alleine in diesem Monat habe ich 26 Mails geschickt, und gebeten, mich aus dem Verteiler zu nehmen. Wenn man bedenkt, dass der Monat bisher acht Feiertage, Samstage und Sonntage hatte, sind 26 dieser Mails viel. Zwei der Absender, ein großes deutsches Unternehmen und ein ebenso großer deutscher Verband, haben diese Mail geflissentlich ignoriert und noch weitere Pressemeldungen geschickt. Eine Dame weist mich darauf hin, dass ich im Zimpel stehe, und ich doch dort meine Daten löschen lassen soll. Als ob ein Eintrag im Zimpel jeden dazu berechtigte, mir unerwünschte und unpassende Mails zu schicken. Aber natürlich ist das Gießkannenprinzip einfacher, als handverlesene Kontakte zu pflegen.

Hinzu kommen die vielen Newsletter, die ich nie bestellt habe, und aus denen ich mich jedes Mal umständlich austragen muss: „Sie wollen wirklich keine Nachrichten mehr von uns?“ – „NEIN!“ – „Bitte klicken Sie noch den zugesandten Link!“. Dabei könnte es so einfach sein: Man nutzt als Pressestelle oder PR-Agentur verstärkt soziale Medien und setzt darauf, dass die Follower und Fans freiwillig den versandten Nachrichten folgen, also durchaus ein Interesse an Pressemitteilungen zum jeweiligen Thema haben. So könnte die wechselseitige Beziehung zwischen Journalismus und PR besser werden.

Einige Agenturen arbeiten natürlich so beziehungsweise ähnlich: Sie suchen Kontakte zu Bloggern, die möglichst auch soziale Medien bedienen. Nicht alles, was da an Aktionen läuft, entspricht dem journalistischen Ethos. Einige Agenturen halten sich jedoch an die Richtlinien. Ich hatte in den vergangenen Tagen gleich zweimal Kontakt zu Agenturen, die Blogger und Marken zusammenbringen: Hallimash beispielsweise weist im Internet darauf hin, dass alle Sponsored Posts als solche gekennzeichnet werden müssen. Im Bloggercircle von Leotainment steht das nicht ausdrücklich.

Was mich an Steinzeit-PR nervt

Ich wünschte mir, dass Pressestellen und –agenturen Journalisten nicht länger mit ihren oft unnötigen Pressemeldungen zubomben würden. Es ist zwar zeitaufwändig, aber sicherlich sinnvoll, seinen Verteiler regelmäßig zu aktualisieren. Und die Wünsche von Journalisten, die kein Pressematerial wollen, sollte man doch bitte ernst nehmen. Andere Kollegen mögen bei der Zusammenarbeit mit Agenturen und Pressestellen andere Dinge nicht:

  • Wenn die Antworten (sogenannte Antworten) schriftlich kommen, sodass man nicht nachhaken kann (weil dann keiner mehr da ist oder das dann wieder schriftlich erfolgt).
  • Lügen, auf Zeit spielen, Drohungen ohne sie nachher wahr zu machen, Redaktion und/oder Intendanz in Kommunikation einzubeziehen. Bei Behörden zusätzlich – Auskunftsverweigerung trotz einschlägiger Gesetze und Rechtsprechung….
  • PM, die überhaupt nicht zu meiner Arbeit passen und die ich bloß bekomme, weil (vermutlich) irgendein Praktikant einen E-Mail-Verteiler mit gegoogelten Adressen von x-beliebigen Journalisten aufgebaut hat. Ungefragt selbstverständlich.
  • Ungefragt geduzt werden (kann ich überhaupt nicht leiden!), inhaltsloses Marketinggewäsch, das nur überdeckt, dass der jeweilige Ansprechpartner keine Ahnung vom Produkt hat (oft in Tech-PR-Agenturen), wichtigtuerisches Denglisch („Onepager“ für ´ne PM, was soll das?), Unzuverlässigkeit, Unerreichbarkeit.
  • Meist mache ich mit ihnen gute Erfahrungen. Manchmal allerdings reibe ich mir erstaunt (und verärgert) die Augen, wenn sie gar nicht oder erst nach der dritten Anfrage reagieren. Warum erklären sie dann nicht gleich, dass sie die eine oder andere Frage nicht beantworten wollen oder können? Sie sind doch Profis.

Diese fünf Antworten bekam ich, nachdem ich Anfang des Jahres über Facebook und Twitter eine Umfrage zum Thema Journalismus und PR gestartet habe. Ich habe bei Twitter über 700 Follower, einige Kollegen haben den Tweet geteilt, gleiches auf Facebook. Die Frage hat also mehrere tausend Menschen erreicht. Und nur fünf haben eine Antwort zurückgeschickt. Das macht irgendwie nachdenklich: Sind denn alle anderen Kollegen mit der PR-Arbeit zufrieden? Oder funktioniert social media für solche Umfragen nicht?

Bloggerrelations versus Journalismus und PR -Experten?

Wie dem auch sei: Ich bin sehr gespannt, wie sich das Blogger-Relations-Thema entwickeln wird, sehr gespannt, wann der Deutsche Presserat Richtlinien beispielsweise zum Thema affiliate Links erlassen wird – und sehr gespannt darauf wie das Verhältnis von Journalismus und PR in der Zukunft aussehen wird.

Habt Ihr Lust, Eure Gedanken hier mitzuteilen? Ich freue mich sehr über Eure Meinungen.

Blogger, Journalismus und PR
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2 Kommentare zu „Blogger, Journalismus und PR

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