Kaum hat sich das eigene Blog etwas im Internet etabliert, kommen auch schon die ersten Kooperationsanfragen von PR- und SEO-Agenturen. Eigentlich sollte man sich darüber freuen. Allerdings sind einige Anfrage so weit entfernt von Professionalität, dass man besser die Finger von den Kooperationen lässt.
Die meisten Kooperationsanfragen bekomme ich für mein Blog auf Wirtschaft verstehen!. Das ist kein Wunder, denn das thematische Umfeld von Internet und Verbraucherthemen ist speziell für Finanzdienstleister interessant. Es gibt nämlich gar nicht so viele Blogs zu diesen Themen. Allerdings habe ich bisher alle Kooperationsanfragen für dieses Blog abgelehnt. Grund: Verbraucherjournalismus und PR – das hat ein G’schmäckle. Und machen wir uns nichts vor – alle Kooperationsanfragen geschehen nur aus einem einzigen Grund: Jemand will einen Namen, eine Marke oder Dienstleistung bekannter machen. Als unabhängig berichtende Verbraucherjournalistin würde ich schnell meine Glaubwürdigkeit verlieren, wenn ich auf Wirtschaft verstehen! PR platzierte. Dann wäre ich meinen guten Namen los. Der Kooperationspartner hätte aber auch nichts mehr davon, dass sein Name auf meinem Blog erscheint, denn dieses würde nicht mehr so oft gelesen, wie es derzeit der Fall ist.
Kooperationsanfragen auf anderen Blogs
Nicht ganz so eng sehe ich Kooperationen auf meinen anderen Blogs. Mit Timo Stoppacher zusammen bekommen wir jede Menge Anfragen für Fit für Journalismus. Allerdings ist es speziell dort schwierig, Themen zu finden, die zum Umfeld passen. Leichter geht das für mein Blog Op jück. Üblicherweise bieten mir Agenturen drei Kooperationsformen an: Gastbeiträge, sponsored Posts und affiliate Links:
Ich bin sehr skeptisch, wenn jemand einen Gastbeitrag für eines meiner Blogs schreiben möchte. Zwar nehme ich sie gerne von professionellen Kollegen an. Meine Erfahrung ist aber, dass Texte aus PR- oder SEO-Agenturen oft nicht meinen Qualitätsansprüchen gerecht werden. Darüber hat neulich auch Timo Stoppacher geschrieben. Bekomme ich also eine Gastbeitragsanfrage, schreibe ich zurück, dass ich bisher nur schlechte Erfahrungen gemacht habe, dass ich aber einem guten Thema und Text gegenüber durchaus offen bin. Ich bitte darum um einen Themenvorschlag – und in der Regel kommt nichts zurück.
Sponsored Posts sind derzeit jedoch mein absolutes Lieblingsthema. Das hängt damit zusammen, dass ich über den Jahreswechsel plötzlich auf den Schirm von mindestens zwei Agenturen gekommen war, die mich damit ködern wollten, mir 60 bis 100 Euro für einen kurzen Blogbeitrag zu bezahlen. Grundsätzlich hätte ich gar nichts dagegen, solange mir bei den Inhalten niemand reinredet und der Beitrag als sponsored Post kenntlich gemacht wird. Das aber genau ist die Krux bei der Sache: Sehr viele Unternehmen wollen nicht, dass die Blogbeiträge als sponsored Posts, also eigentlich Anzeigen, gekennzeichnet sind. Und da ich es ablehne, auf meinen Blogs Schleichwerbung zu platzieren, war ich recht schnell wieder aus den Datenbanken der Agenturen gelöscht.
Die Sache mit Affiliate Links
Affiliate Links gibt es beispielsweise von Amazon, von Apple, von getAbstract oder auch von Finanzdienstleistern und Ferienwohnungsportalen. Als Blogbetreiber baut man einen Link auf die entsprechende Seite ein. Im Link enthalten ist eine Kennung, so dass der Anbieter genau weißt, von welchem Blogbetreiber jemand auf die eigene Seite kommt. Kauft der Besucher, der über einen solchen affiliate Link kam, ein Buch, schließt eine Versicherung ab oder mietet eine Ferienwohnung, bekommt der Blogbetreiber eine Art Maklergebühr. Die ist sehr niedrig bei Seiten wie Amazon – und kann ziemlich hoch sein, wenn eine Versicherung über diesen Weg verkauft wird. Ich habe grundsätzlich nichts gegen affiliate Links und habe sie auch an einigen Stellen in meinen Blogs eingebaut. Das Wichtige dabei ist jedoch, dass man an den betreffenden Stellen transparent macht, dass beim Kauf über diesen Link Geld an den Blogbetreiber fließt. Finanztip ist übrigens ein Verbraucherportal, das auf affiliate Links setzt, und dazu steht.
Von vielen Bloggern höre ich immer wieder, dass sie über diese Links nennenswerte Einkünfte haben. Das kann ich bisher nicht bestätigen. Bei mir kam es bisher bei keinem Kooperationspartner zu einer Auszahlung. Das heißt, die generierten Umsätze sind bisher zu niedrig. Vom Deutschen Presserat gibt es bisher leider keine Stellungnahme, wie der richtige Umgang mit affiliate Links auszusehen hat. Im Herbst 2014 sollte dazu eine Entscheidung fallen, die vertagt wurde. Ich bedauere das, denn affiliate Links gibt es schon seit locker 15 Jahren. Ich erinnere mich daran, dass wir sie damals bereits bei der G+J WirtschaftsPresse Online als Mosaikstein zur Finanzierung einsetzten. Seitdem gibt es sehr viel mehr affiliate Links, genau so wie der finanzielle Druck auf Onlinebetreiber. Dass es in all diesen Jahren nicht gelungen ist, eine offizielle Regelung zum Thema zu finden, zeigt, wie sehr die Offlinewelt der Onlinerealität hinterherhinkt.
Kooperationsanfragen mit Druck
Was mich abgesehen von der inhaltlichen Seite sehr genervt hat, war der zeitliche Druck, den die Agenturen machen: Man soll innerhalb weniger Stunden zusagen, ob man ein Thema bearbeiten will oder nicht. Und dann muss der fertige Artikel nach spätestens drei Tagen online stehen. Glücklicherweise bin ich durch meine Aufträge meistens so ausgebucht, dass ich nicht eben mal einen sponsored Post dazwischen schieben kann – und schon gar nicht für 60 Euro. Auch Krankheit wird von diesen Agenturen nicht akzeptiert: So schrieb ich im Januar, dass ich mir gerne die Seite des Auftraggebers anschauen werde, allerdings erst die Woche danach, da ich mit Fieber im Bett lag. Und schon hatte ich den Auftrag zugeschickt bekommen mit einer Deadline, die selbst ein gesunder Mensch kaum einhalten konnte. Besonders brisant: Der Kunde wollte keine Kennzeichnung. Ich will den Namen des Kunden nicht nennen, aber es ist eine große Onlinedruckerei, die im Prinzip jeder kennt. In einem weiteren Fall war es ein großes Immobilienportal, das sich einen sponsored Post ohne Kennzeichnung wünscht.
Die Sache mit der Glaubwürdigkeit
Nun bin ich ganz sicher, dass es genügend Blogger gibt, die sich auf ein solches Angebot einlassen. Ich bin darum seither sehr skeptisch, wenn ein Blogger in einem Beitrag ein spezieller Anbieter besonders lobend erwähnt. Langfristig glaube ich, dass sich weder Blogger, noch Agenturen oder Auftraggeber mit dieser Art sponsored Posts einen Gefallen tun. Denn wenn der Leser aufgrund eines lobenden Textes negative Erfahrungen mit einem Dienstleister macht, verliert auch der Blogger seine Glaubwürdigkeit – und die Agentur muss sich nach neuen Schreibern umsehen. Ein Beispiel dafür habe ich in einem älteren Beitrag beschrieben.
Einige Tage später schickte übrigens die gleiche Agentur wieder eine Anfrage. Ich schaute mir die entsprechende Seite an und fand darüber ein tolles Thema. Allerdings war es für fitfuerjournalismus.de völlig ungeeignet, und das war das Blog, das die Agentur angefragt hatte. Ich schrieb zurück, dass es thematisch nicht passe und weder die Zielgruppe noch der Auftraggeber dementsprechend davon profitieren würde, dass ich das Thema aber gerne für ein anderes Blog machen würde, weil es wirklich gut sei. Antwort: Nein, entweder auf fitfuerjournalismus.de oder gar nicht. Also habe ich den Auftrag nicht angenommen. Stattdessen recherchierte ich, ob es noch andere Anbieter gibt, die ähnliches machen, und bot das Thema einem Kunden an. Der wollte es tatsächlich als Nutzwerttext in seinem Medium haben, also habe ich den Artikel geschrieben. Allerdings habe ich den Auftraggeber des sponsored Posts im journalistischen Artikel nicht erwähnt, sondern die Konkurrenz und zwei weitere Anbieter. Dumm gelaufen für die Agentur. Für mich hervorragend, denn der journalistische Text wurde viel besser bezahlt als der sponsored Post.
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